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 [SHORTSTORY] Menschsein.

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Chaostochter
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Chaostochter


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[SHORTSTORY] Menschsein. Empty
BeitragThema: [SHORTSTORY] Menschsein.   [SHORTSTORY] Menschsein. EmptyDi Sep 28, 2010 11:36 pm

Joa, irgendeine komische Nachteingebung. xD

Menschsein.

„Das kann doch nicht wahr sein!“ Mit wütender Miene fixierte Claudia ihren Sohn. Der Dunkelhaarige lehnte lässig gegen den Türrahmen, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schenkte ihr einen unverständlichen Blick. „Habe ich dir nicht gesagt, dass ich absolut dagegen bin?“ Sie seufzte laut, trat von einer Stelle auf die andere und stützte sich schließlich haltsuchend an der Arbeitsfläche der Küche ab. Kurz besah sie sich der alkoholischen Flaschen, die direkt neben ihr standen. Sie könnte einen Drink vertragen. Oder auch zwei. Zumindest wäre so die ganze Situation in ihren Augen erträglicher. Doch das musste warten.
„Ich habe es dir ausdrücklich gesagt. Mehrmals. Und was tust du? Setzt dich über meinen Kopf hinweg! Jan, ich bin vollkommen enttäuscht von dir.“ Die Mittvierzigerin raufte sich die blonden, langen Haare, versuchte so ihre wilden Gedanken zu ordnen. Gelingen tat ihr dies allerdings nicht. Sie hatte es schon immer gehasst, wenn etwas Plötzliches, Unvorhersehbares geschah, weil sie einfach nicht mit solch Umständen zurechtkam. Sie war bodenständig, brauchte ein Leben nach Terminplaner - ein Leben, dass sie in ihrer Jugend nie geführt und ihrer Meinung nach damit alles falsch gemacht hatte. Irgendwie.
„Mutter, ich bin volljährig. Ich kann allein über mich und meinen Körper entscheiden. Ich kann einfach machen was ich will, verstehst du? Führ‘ dich nicht so auf. Schließlich ist das ganz allein meine Sache.“ Sie wurde wütend. Die Art, wie selbstverständlich und nahezu teilnahmslos ihr Sohn mit ihr sprach brachte sie in Rage. Noch so etwas, was sie hasste. Rebellion. Weil dies ebenfalls zu ihrer Vergangenheit gehörte. Trotzdem unternahm sie einen weiteren Versuch Jan davon zu überzeugen, dass sie im Recht war. Allerdings nur vielleicht.
„Na und? Das ist kein Grund. Immerhin wohnst du noch hier und da habe ich, hörst du, ich, immer noch das Recht zu entscheiden, was du tust und was du lässt. Und vor allem wenn du… wenn du dir so etwas machen lässt.“ Schon fast abschätzend deutete sie auf seinen freien Oberarm. Deutete auf das durch Frischhaltefolie geschützte Bild. Deutete auf den silbernen, feuerspeienden Drachen auf seiner Haut. Dieses Bild für eine verdammt lange Zeit. Bis zum Tod. Sie schüttelte erneut den Kopf. „Ich verstehe dich nicht. Du warst doch früher nicht so. Du warst ein lieber Junge. Und jetzt das. Wie kommst du eigentlich auf ein solches Motiv? Bist du dir nicht bewusst, dass es dir nicht irgendwann einmal nicht mehr gefallen wird? Jan, ich weiß einfach nicht, was ich dazu sagen soll.“
„Und ich sage dir noch einmal, es ist mein Körper.“, entgegnete der junge Erwachsene ruhig. „Ich kann damit machen was ich will. Dass ich hier lebe tut mit meinem Recht auf meine Volljährigkeit gar nichts zur Sache. Und den Drachen habe ich mir ausgesucht, weil er mich repräsentiert.“ Er wirkte trotzig, fast ein wenig eingeschnappt, versuchte dies allerdings nicht zu zeigen.
Claudia stieß sich von der Theke ab und trat mit energischen Schritten auf ihren Sohn zu. Noch immer kochte die Wut in ihren Augen, aber da war noch etwas anderes. Eine Art Unsicherheit, die sich zumindest Jan nicht erklären konnte. „Wo hast du das Tattoo machen lassen?“, fragte sie mit zitternder Stimme. „Gleich hier um die Ecke. Wieso?“ Sie atmete tief durch. „Ich werde mir mal die Leute dort vorknöpfen. Sie können nicht einfach…“ Sie schnaubte. „Das ist unverantwortlich, einfach unverantwortlich.“ Jan musste schmunzeln. Zuckte dann jedoch zusammen, als sich der eiserne Griff schmerzend um sein Handgelenk legte und sie ihn durch den Flur und zur Haustür zerrte.

Der Laden des Tattoowierers war ein kleiner, klobiger grauer Kasten und wirkte schon fast unauffällig, jedoch löste er in Claudia so viele Emotionen aus, dass sie sich selbst schon über ihre Reaktion erschrak. Natürlich hatte sie damit gerechnet einen kurzen Moment lang an ihrer Vergangenheit erinnert zu werden – als sie mit feuchten Händen und zitterndem Atem am Tag vor ihrer Volljährigkeit darauf gewartet hatte endlich sich ebenfalls etwas für die Ewigkeit auf ihre Haut zeichnen zu lassen – aber dies war eine Dimension von Emotionen die sie sich in ihrem schon fast tristem Leben nie zugetraut hätte. Emotionen, die Bilder von ihr und einer Gruppe schmutziger Punks mit sich brachte, Emotionen die zeigten, wie sie betrunken auf einer Parkbank schlief. Emotionen, die nach dem Tod ihrer alkoholkranken Mutter entstanden waren. Bei denen sie geschworen hatte ihr Leben komplett umzukrempeln. Wo die Punks und das Tattoowieren und Piercen nichts weiter als nur eine zu verurteilende Lebensdevise war und nicht in ihr neues, perfektes Leben passte. Wo diese Gestalten in ihren Augen einfach nichts weiter als Gestalten waren, nichts Lebendiges, nichts Greifbares.
„Mama, das bringt dir sowieso nichts.“, versuchte Jan die Blonde zu beruhigen, während diese mit schweren Schritten die Straße überquerte. „Das Bild geht nicht mehr weg, das weißt du genau. Also, warum solch ein Aufstand?“ Sie fuhr so schnell herum, dass der dunkelhaarige Junge zusammenzuckte und tatsächlich einen Schritt zurück tat. „Vielleicht kriegst du dann wenigstens das Geld zurück.“, zischte sie, wandte sich wieder um und ging weiter. Mit angehaltenem Atem öffnete sie die Türe des Studios. Und erstarrte.
Hinter dem Tresen stand ein junges Mädchen, wahrscheinlich gerade mal Neunzehn oder Zwanzig. Sie hatte blondes, langes Haar. Piercings an Unterlippe und Nase. Viel zu große Ohrlöcher. Buntbebilderte Arme. Und ein Tattoo mitten auf der Stirn, dessen Aufschrift sie endlich erkennen ließ. Die schwarze Tinte brannte sich in ihr Gedächtnis. Sie formte zwei Worte.

Still human.
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BeitragThema: Re: [SHORTSTORY] Menschsein.   [SHORTSTORY] Menschsein. EmptyDo Sep 30, 2010 2:11 pm

Ganz interessant und schön geschrieben, Lana halt, aber es ist nichts wirklich Besonders passiert in dieser kurzen Story für mich, da fande ich anderes von dir ein wenig interessanter. Vielleicht, da ich es nicht ganz nachvollziehen kann, was sie denn gegen Piercings, Tatoos und hat oder denke, dass ich da keine Problematik dadurch empfunden habe.Schließlich kann die ja nicht ewig wütend sein. ;D
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