Among the rainbow road. [Fußball-RPG]

Ich begann zu kichern. Samis Gesicht war einmalig. Einen Moment lang bedauerte ich es ein wenig, dass Hills ihre Kamera scheinbar oben gelassen hatte, denn dies wäre sicherlich einen Schnappschuss wert gewesen. Sami blickte noch einmal vollkommen verwirrt durch die Fensterscheibe, zuckte dann beleidigt mit den Schultern und zog schmollend mit den drei anderen Spielern ab. Ich grinste. "Danke. Der Kerl wird mir langsam echt lästig.", meinte ich. "Na ja, vielleicht hast du Recht. Ich glaub', ich geh' mich einmal fertig machen."
Müde schlurfte ich in mein Zimmer und öffnete meinen Trolley. Gelangweilt kramte ich darin herum, bis ich mit einem resignierten Seufzer nach einem einfachen, schwarzen Top, einer rotkarierten Bluse und einer blaue Jeansshorts griff. "Ich brauche echt neue Klamotten.", murmelte ich, zog meinen Kulturbeutel unter einigen machte den Trolley wieder zu und trat ins anliegende Bad. Es war klein, besaß jedoch sogar eine Badewanne. "Nicht schlecht.", lächelte ich. Ein kurzer Blick in den Spiegel reichte mir, um erleichtert festzustellen, dass ich doch nicht allzu schrecklich aussah. Gut, mittlerweile hatte ich zwar eine ziemlich undefinierbare Frisur und deutlich hervorgetretene Augenringe, doch, so fand ich, hielt sich alles noch irgendwie in Grenzen. Zum Glück.
Nachdem ich frisch geduscht, mich umgezogen und gestylt hatte, gab ich das Badezimmer auch wieder für die anderen frei.

Ich war in meinem Element, ohne Frage. Zuhause hatte ich
fast wöchentlich Houseparties geschmissen und nie den Spaß
daran verloren, so war es mir heute eine besondere Ehre.
Eine der Mädchen war zum naheliegenden Supermarkt gefahren
und hatte Coke, Limonade, Wasser, viel Bier und einige
Alkopops besorgt, außerdem noch Chips, Popcorn und
Erdnüsse. Wie wild flitzte ich durch das Zimmer, verrückte
hier und da etwas, legte schonmal Musik auf, zum Warm-Werden.
Als schließlich alles nach Party aussah und draußen bereits
der Mond die Sonne weggekickt hatte, hüpfte ich unter die
Dusche, gab meinem Haar einen Messy-Look , legte dunkle
Smoky-Eyes auf und warf einige Klamotten zusammen.
Katja hatte die Jungs zusammengetrommelt, welche jetzt
nach und nach eintrudelten. Die Stimmung war am heiß
werden. Ich bestellte noch eben einige Pizzas (frisch schmeckten
die einfach am Besten) und huschte rüber zu Ruby.
"Ey, Rubs. Kommst du? Es geht loohos.", trällerte ich,
griff ihre Hand und wippte gemeinsam mit meiner
Teamkollegin die Treppe hinab, wo wir von den Spielern
begrüßt wurden. "Sieh einer an, ihr habt euch ja echt in
Schale geworfen.", grinste ich.

(Hills' Outfit für die Nacht: Nur das Outfit denken, nicht das Mädel xD.)

Am liebsten wäre ich mit rotem Kopf im Erdboden versunken. Oder auf der Stelle einfach tot ungefallen. Oder irgendwie soetwas. Erst, als mir wirklich bewusst wurde, mit wem wir da tatsächlich feiern würden, wurde mir ganz anders zumute. Meine gute Laune wegen der zwei Wochen hatte sich in riesige Unsicherheit gewandelt, die nicht mal von der Freude über die Houseparty überdeckt werden konnte. Vollkommen verschüchtert trat ich hinter Hills und überließ schließlich ihr das Sprechen, denn mir war bei der Sache nicht wirklich geheuer. Vorhin, da draußen, da konnte ich noch mit ihnen reden, weil wir deutlich weniger aneinander interessiert waren. Hier bedeuteten die ganzen Annäherungen viel mehr. Und genau das war ich kaum gewohnt.
Meine Kehle sich auf einmal verdammt trocken an, doch ich wagte es nicht nach einem der kühlgestellten Bieren zu greifen, die auf dem Tisch standen. "Hallo.", brachte ich mit heiser Stimme heraus und war mir dabei nicht einmal sicher, ob ich wegen der Musik im Hintergrund gehört wurde.

"Entschuldigung...darf ich mal..?" Ich drängte mich zwischen Spielern
und Spielerinnen vorbei, lächelnd, nickend, zwischendurch klatschte ich
einige der Jungs ab. Es war nicht zu übersehen, wie locker aufeinmal alle
waren. Außer Ruby. Der Armen schien alles etwas unangenehm, also hatte
ich sie bei den Jungs gelassen, um sie etwas aufzutauen. Ich nahm die
Pizza entgegen, lud die ab und schnappte mir auf dem Weg zwei Bier,
von welchen ich eins Ruby in die Hand drückte. "Prost!", riefen wir im
Chor und stießen alle zusammen an. Phase 1. Die Stimmung wird lockerer.
Der Beat ist heiß und zwingt die Ersten zum Tanzen. Alle Anderen sind
nah dran, wippen aber noch unauffällig auf und ab. Jeder redet und die
Promillezahlen flattern bereits in die Höhe. Lachend legte ich meinen
Kopf in den NAcken und nahm einen großen Schluck großartiges Bier.

Ich wusste nicht, ob ich Hills wirklich dankbar sein sollte, zuckte dann jedoch mit den Schultern und nahm einen tiefen Schluck aus dem Bier. Warum eigentlich nicht? Schließlich war ich nicht hier um blöd rumzustehen oder dem nächsten Trainingstag entgegenzufiebern, sondern auch um Spaß zu haben. Ich atmete tief durch, verdrängte den letzten Rest Angst und mischte mich unter die Anwesenden. Schon wenige Momente darauf hatte ich mich vollkommen entspannt, redete mal mit dem, mal mit der und ließ mich schließlich vom Rausch der Party mitreißen. Letztlich war es wahrscheinlich der Alkohol, der das letzte Eis brechen ließ und ich deshalb ausgelassen mitfeierte.
Gerade, als ich Sami abweisen wollte, der mit einem breiten Grinsen auf die tanzende Gruppe gedeutet hatte, klingelte mein Handy, das ich in meine Hosentasche gestekt hatte. "Hallo?", rief ich aufgekratzt. "Wer ist da?" Ein Räuspern am anderen Ende der Leitung ließ mich zusammenzucken. "Wo bist du gerade?" Mama klang merkwürdig. Ganz und gar nicht erfreut. Dabei war sie es doch immer gewesen, die mir vorgehalten hatte, dass ich einfach kaum etwas mit anderen unternahm - und auch nicht mal Party machte. "Wir machen 'ne Houseparty. Ist voll lustig hier. Was ist los?" Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Sami mit hängendem Kopf davontrottete. "Kannst... kannst du bitte einmal rausgehen? Ich meine irgendwo, wo es ruhig ist." Ich hob eine Augenbraue. "Wieso? Warum ist dir das so wichtig? Ist wer gestorben." Stille. Dann: "Bitte, tu es einfach. Ich muss mit dir reden." Ich seufzte theatralisch und schob mich an der feiernden Menge vorbei, trat über die Terasse ins freie und setzte mich auf die Wiese. "So, hörst du, die Musik ist weg, ich bin draußen. Also, was ist denn jetzt?" Erneut Stille. "Mama, was ist, ich hab' nicht den ganzen Tag Zeit. Wenn es was unwichtiges ist, dann bin ich sehr belei..."
"Deine Oma liegt im Sterben." Mit einem Mal war ich stocknüchtern. Ich brachte kein Wort zustande, lauschte nur dem plötzlichen Schluchzen meiner Mutter und fühlte mich nicht nur müde, sondern vollkommen schrecklich. "Wie... was...", stotterte ich schließlich und blickte ins Leere. "Wie kann das sein?" Mama brauchte etwas bis sie antwortete. "Du weißt ja, dass sie schon lange krank war. Sie... sie hat keine Kraft mehr." Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. "Soll ich zurückfahren? Ich meine, hier weg? Ich krieg' das schon hin, irgendwie, Mama. Soll ich wieder nach Hause?", fragte ich leise. Diesmal antwortete sie sofort. "Nein. Bleib da und amüsier dich. Ich... ich hätte dir das jetzt gar nicht sagen dürfen, oder? Ich hab' dir den Abend versaut. Es tut mir Leid." Sie atmete tief durch. "Ich muss auflegen. Ich rufe morgen noch mal an, ja? Hab' dich lieb." Und schon war sie weg.
Eine Zeit lang saß ich auf dem gepflegten Rasen, bis ich mich langsam aufrichtete. Mir war die Laune auf die Party vergangen. Als ich wieder ins Bungalow trat, schlich die Treppe nach oben und verkroch mich in mein Zimmer. Suchen würde mich wohl heute kaum noch wer. Traurig ließ ich mich auf das weiche Bett fallen, zog mir die Decke über den Kopf und schloss die Augen. Warum ausgerechnet jetzt? Ausgerechnet heute, am ersten Tag? Ich schluchzte leise und vergrub meinen Kopf im Kissen, während unten die Party weiterging.
Meine Ruhe sollte jedoch nicht lange währen. Ich hörte, wie die Türe geöffnet und leise wieder geschlossen wurde. Ich hielt die Luft an und hoffte darauf, dass mein Besucher glauben würde, dass ich schlief. "Ruby?" Ich erkannte die Stimme des Spielers nicht direkt. "Ruby, du schläfst doch nicht. Was ist los?" Erst, als mich aufrichtete, wusste ich mit wem ich es zutun hatte: Miroslav Klose. Er lächelte schüchtern und setzte sich an den Rand des Bettes. "Ich hab' gesehen, dass du so überstürzt in dein Zimmer gelaufen bist, da habe ich mir Sorgen gemacht. Ist alles in Ordnung?" Ich schüttelte den Kopf. "Es... es..." Und als ich in die Augen des ruhigen Spielers sah, wusste ich sofort, dass ich ihm vertrauen konnte. Mit zitternder Stimme begann ich ihm zu erzählen was passiert war. Er hörte geduldig zu, und als ich geendet hatte, legte er mir die Hand auf die Schulter. "Das tut mir wirklich Leid.", sagte er ehrlich. "Ich weiß, das... Das tut sehr weh. Aber du darfst jetzt nicht den Kopf hängen lassen. Deiner Oma wird es bald besser gehen, da bin ich mir sicher. Sie wird das schaffen. Daran musst du nur glauben." Dies war leichter gesagt als getan, jedoch nahm ich mir seine Worte zu Herzen. Er hatte letztlich ja irgendwie Recht. Ich durfte sie nicht einfach so aufgeben.
"Danke.", wisperte ich. Er lächelte leicht und deutete dann mit einem Kopfnicken in Richtung Tür. "Und nun komm' schon, feier weiter mit. Ich hätte gerne so ein Glück wie du. Ich muss auf meine Jungs nämlich aufpassen.", seufzte er. Ich hob eine Augenbraue und stand auf. "Wie meinst du das?" Er hob die Schultern. "Jogi wird nicht sehr erfreut über diese Party sein. Ich achte deshalb vorsichtshalber ein wenig auf die anderen, damit nicht irgendwas außer Kontrolle gerät und er wirklich Grund zur Aufregung hat.", erklärte er und stand ebenfalls auf. "Nun, dann lass' uns mal wieder runtergehen." Ich nickte und folgte dem älteren Spieler zu den anderen.
Die Party dauerte noch bis in die späten Abendstunden. Schließlich brach einer nach dem anderen auf, und letztlich blieben nur meine drei Mitbewohnerinnen und ich zurück. Kichernd saßen wir auf der Terasse und plauderten über die vergangenen Stunden. "Dann erzählt doch mal.", lächelte ich. "Was habt ihr denn so getrieben? Ich hab' euch ja kaum gesehen."

Es war schon ziemlich spät, als ich nach draußen zu Ruby und Hills auf die Terasse stolperte, nachdem ich einige der letzten Jungs mit einer Umarmung verabschiedete. Der Abend war echt gelungen und wir Jungs und Mädels warem uns um einiges näher gekommen, was aber denke ich auch etwas am Alkohol lag. Ich war sehr oft auf HousePartys, auch schon des öfteren auf HousPartys von Hills, welche eigentlich immer gelangen. "Hallo!", meinte ich zu den beiden und ließ mich auf die Bank plumpsen, fuhr mit den Fingern ein paar Mal durch meine Haare, welche durch das viele Tanzen etwas zerzaust und unordentlich geworden waren, obwohl ich solange für das Aufwickeln der Locken vor der Party gebraucht hatte. "Dann erzählt doch mal.", sagte Ruby mit einem Lächeln im Gesicht. "Was habt ihr denn so getrieben? Ich hab' euch ja kaum gesehen." Ich begann sofort als Erste mit der Antwort und erzählte im Groben, was ich so am Abend gemacht hatte."Stimmt, euch habe ich gar nicht so oft gesehen", stellte ich dann fest. "Ich habe mit einigen Spielern der Nationalelf getanzt und mich so gut wie mit allen unterhalten oder einen getrunken und mit ein paar Mädchen aus unserer Mannschaft habe ich auch ein wenig getanzt, eigentlich sind die alle richtig locker drauf und mit allen versteht man sich super. Wen von ihnen findet ihr denn am Attraktivsten?"

Als Miu diese Frage in den Raum warf wurde ich augenblicklich rot. "Na ja, ähm..." Verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf, räusperte mich schließlich und zuckte mit den Schultern. "Also, es gibt da schon ein paar, die ganz nett aussehen.", versuchte ich das Thema zu überbrücken. "Und der ein oder andere gefällt mir doch ziemlich gut, aber..." Ich seufzte leise. "Bei ihm hab' ich eh keine Chance, da lasse ich es wohl besser gleich wieder sein." Unbeholfen zuckte ich mit den Schultern. Obwohl ich wusste, dass man für seine Träume kämpfen musste und ich jetzt sogar die Chance hatte, meinem 'Prinzen' näher zu kommen, so versuchte ich noch nicht einmal mit ihm ins Gespräch zu kommen. Für mich war er vorher einfach zu unerreichbar gewesen - und dies wurde mir jetzt erst richtig bewusst. Nein, ich würde niemals an seiner Seite stehen. Dafür liebte er seine Freundin zu sehr. Und außerdem - was war ich denn schon gegen ein Model, dass zugleich noch eine berühmte Schwester hatte?

"Ach, wie süß, Rubylein wird rot!", sagte ich grinsend und piekste ihr in die weichen rosa-rot angelaufenen Wangen. In diesem Moment dachte ich mir, dass wohl ein letzter Rest Alkohol hängengeblieben sein musste. "Das ist doch die perfekte Chance, selbst wenn es nicht klappen würde, dann wäre das doch auch nicht schlimm, ist doch besser die Möglichkeit zu ergreifen, als es unversucht zu lassen"; meinte ich. "Ich finde Thomas Müller toll. Er ist zurzeit auch mein Lieblingsspieler gewesen. Die anderen Spieler sind auch nett. Miroslav Klose scheint auch ein sehr lieber Kelr zu sein, hihi." Ich war immer die Art von Person, die offen und sehr direkt über ihre Gefühle reden konnte.

"Du hast Recht.", entgegnete ich schließlich. "Vielleicht sollte ich es versuchen. Nur..." Ich kicherte leise. "Ihr kennt mich ja, ich bin nicht gerade die Person, die frei heraus so mit einem Typen flirten kann. Das ist mir dann doch schon etwas unangenehm." Mit einem Lächeln auf den Lippen folgte ich Mius Erklärung. "Miro war im Übrigen eben bei mir." Als sie mich ziemlich verwirrt musterte, grinste ich. "Nein, nein, nicht so in der Art. Er hat mit mir geredet, weil..." Ich schüttelte leicht den Kopf. "Lassen wir das, das würde uns nur den Rest vom Abend versauen. Aber er scheint wirklich nett zu sein. Zumindest ist er ein guter Zuhörer."
"Wer is'n guter Zu...Zuhörer?" Ich zuckte erschrocken zusammen. Ein ziemlich gut gelaunter - und betrunkener - Marcell Jansen gesellte sich mit breitem Grinsen zu uns. "Über wen habt ihr geredet?", fragte er neugierig. "Nicht über dich.", entgegnete ich. "Solltest du nicht schon längst drüben bei den anderen sein?" Er schien zu überlegen."Hm... Ja, ich weiß nicht..." Er zuckte mit den Schultern. "Schon, oder?" Ich nickte kurz. "Ja aber... ich weiß gar nicht mehr wo... wo mein Haus steht. Irgendwie ist hier alles gleich." Ich hob eine Augenbraue. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass sich die anderen ein Lachen verkneifen mussten. Und als Marcell mich plötzlich mit großen Augen ansah, erging es mir nicht anders. "Aber... aber das heißt ja, dass ich ja gar nicht weiß wo ich schlafen soll!", rief er hilflos und sah sich schon fast ein wenig verzweifelt um. Ich schüttelte leicht den Kopf und stand auf. Glücklicherweise hatte mir Sami gesagt, welche Nummer das Bungalow hatte, in dem Marcell gemeinsam mit ihm, Mesut und Marko schlief. "Ich bring' ihn mal kurz weg.", sagte ich an die anderen gewandt und hielt Marcell eine Hand hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Dabei riss er mich beinahe von den Beinen. "Danke Ruby, danke!", japste er und legte einen Arm um meinen Hals. Ich seufzte leise. "Ja, ja, ist ja gut."
Das Bungalow der vier war zum Glück fast gegenüber von unserem, sodass ich nicht allzu lange mit dem torkelnden Marcell umherwandern musste. Glücklicherweise waren die Jungs scheinbar noch wach, denn bereits vom weiten sah ich, dass sie das Wohnzimmerlicht nicht ausgeschaltet hatten. Vielleicht hatten sie es aber auch nur vergessen. Als ich vor der Glastüre zum Stehen kam, stellte ich erleichtert fest, dass zumindest Marko und Mesut auf den Beinen waren. Gemeinsam zockten sie an der Playstation 2, die sie von zu Hause mitgebracht hatten. Höflich klopfte ich an. Beide zuckten leicht zusammen, grinsten jedoch, als sie mich mit dem taumelnden Marcell sahen. Marko sprang auf und öffnete mir die Türe. "Hier, hab' euch was mitgebracht. Saß bei uns vor'm Haus und ich dachte, ihr könntet damit was anfangen.", schmunzelte ich. Der kleinere Mittelfeldspieler lachte leise. "Wir haben uns schon gefragt, wo der abgeblieben ist und uns schon fast Sorgen gemacht." Marcell torkelte in den Raum und sah sich eine Weile um, bis er schließlich festzutellen schien, dass er hier richig war. "Ey, hier penn' ich doch!", sagte er erfreut und schaute dann in meine Richtung. "Boah, danke." Jetzt musste auch ich lachen. "Hab' ich doch gern gemacht." Marcell ließ sich neben Mesut auf die Couch plumpsen, legte ihm einen Arm um die Schulter und strahlte. "Die mag ich, Mesut, die mag ich.", verkündete er und brachte mich erneut zum Kichern. "Ich dich auch, Marcell.", entgegnete ich. "Na ja, ich bin dann auch mal weg. Ist schon ziemlich spät." Marko nickte. "Ja. Wir wissen auch gar nicht, ob das Training morgen wirklich stattfindet. So wie es aussieht, werden einige einen ziemlichen Kater haben. Ob die dann überhaupt aus dem Bett kommen..." Er seufzte. "Wir werden sehen. Gute Nacht, Ruby.", lächelte er. Ich nickte. "Gute Nacht euch dreien." Ich sah herüber zu Mesut und Marcell. Als der dunkelhaarige Spieler gerade seinen Mund öffnete um etwas zu sagen, kam Marcell ihm zuvor. "Nachtiii, Retterin!", ließ er verlauten. Ich kicherte erneut und machte mich dann schließlich auf den Weg zurück zu den anderen.
"Ich glaube, wir sollten wohl langsam besser schlafen gehen. Nicht, dass wir morgen das Training verschlafen.", meinte ich.

"Stimmt, die Nacht ist fast vorbei", sagte ich mit einem Blick auf die Uhr, welcher mir verriet, dass es schon kurz nach halb 5 Uhr morgens war. "Ich weiß ja nicht, ob wir das morgen mit dem Training schaffen." Mit einem Lächeln lief ich nach oben. "Naja, Gute Nacht", sagte ich noch zu den beiden und verschwand in meienm Zimmer, schloss die Tür hinter mir und ließ mich samt Klamotten ins Bett fallen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich durch die Fahrt, das ganze Koffergeschleppe und das ganze Feiern ziemlich erschöpft war. Meine Augen fielen von alleine zu und ich schlief ein.

"Ich geh' dann auch mal ins Bett.", sagte ich lächelnd an die anderen beiden gewandt und stand auf. "Schlaf gut." Müde verzog ich mich in mein Zimmer und ließ mich auf's Bett fallen. Ich gähnte leise und kuschelte mich unter die Bettdecke. "Morgen wird alles anders.", sagte ich leise zu mir selbst. "Morgen vergess' ich all das, was in Deutschland auf mich wartet. Jetzt zählt nur, was hier geschieht. Und da wird mir auch kein Model im Weg stehen." Fest entschlossen, mein Glück an dem eigentlich vergebenen Mittelfeldspieler zu versuchen, schlief ich schließlich ein.
Mein Schlaf sollte nicht lange währen. Ich hatte mir den Wecker auf sieben Uhr getellt, um etwas mehr Zeit im Bad verbringen und zudem noch die Restbestände der Party wegzuräumen. Ich gähnte laut, kramte mein Trikot und meine Sporthose aus dem Trolley und begab mich ins Bad. Einige Zeit später saß ich auf der Terasse, zog meine Sportschuhe an und wollte mich gerade auf den Weg zu Jogi Löw machen, um mit ihm noch einmal über das geplante Training zu sprechen, als mich Marko Marin zu sich herüberwinkte. Auch er saß in typischer Vereinskleidung auf der Terasse seines Bungalows. Als ich näher kam, schüttelte er leicht den Kopf. "Training fällt heute aus. Kaum einer kommt aus dem Bett. Tut mir Leid." Ich schmunzelte und setzte mich neben ihn. "Na ja, ist ja nicht so schlimm." Er nickte. "Marcell und Sami schlafen echt wie zwei Steine. Mesut und ich haben eben versucht sie zu wecken. Die regen sich keinen Milimeter. Gut, dass ich nicht so viel getrunken habe. Und Mesut darf ja nicht, wegen seiner Religion. Nun..." Er sah kurz hinter sich. Scheinbar schien er auf den dunkelhaarigen Spieler zu warten. "Wir wollten eine Runde auf dem Platz kicken gehen, möchtest du vielleicht mitkommen?", fragte er. Ich überlegte kurz und hob schließlich die Schultern. "Eigentlich hatte ich geplant, noch die Spuren der Party zu beseitigen. Vielleicht danach." Marko dachte einen Moment lang nach und drehte sich dann erneut um. "Ey, Mesut, beeil' dich mal ein wenig. Wir gehen später spielen, die Mädels brauchen ein wenig Hilfe beim Aufräumen.", rief er. Ich lächelte dankbar. "Wir waren schließlich an der ganzen Unordnung beteiligt, da können wir auch helfen." Am liebten hätte ich Marko geknuddelt. "Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich in Wahrheit damit machst.", dachte ich, nickte jedoch nur.

Am frühen Morgen weckte mich das laute Geräusch eines Weckers, welches nicht mal aus meinem Zimmer stammte. "Mhm..." Ich grummelte verschlafen und versenkte meinen Kopf tiefer in das flauschige Kopfkissen. Es war so kalt und ich zitterte am ganzen Körper. Ich hatte am Abend wohl vergessen das sperrangelweit geöffnete Fenster zu schließen und meine Bettdeckehatte ich im Schlaf auf den Boden gestrampelt. Ich wand mein Kopf und sah auf mein Handy. "Kurz nach sieben", murrte ich und rieb mir die Augen, welche nun wohl tiefe Schatten haben würden. "Achja, das Training...." Langsam erhob ich mich und schlurfte noch ziemlich benommen hinüber ins Bad. Ich wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser, entfernte die letzten Reste Make-up, gönnte mir eine heiße Dusche und schminkte mich schließlich erneut. Dann band ich die fisch gewaschen und geföhnten Haare zu einem Zopf zusammen und schlüpfte in meinen Trainingsanzug, um kurz darauf nach draußen zu laufen. Einige Bungalows weiter erblickte ich Ruby und ein paar der Jungs auf uns zu kommen. "Was ist mit dem Training?", rief ich fragend zu ihnen hinüber.

"Fällt aus.", informierte ich sie. "Die meisten Spieler schlafen noch. Uhm... hab' ich dich geweckt?", fragte ich, denn immerhin war Miu ebenfalls schon auf den Beinen. "Mein Handywecker war wohl etwas zu laut. Tut mir Leid." Schuldbewusst sah ich zur Seite. "Na ja, wir wollten jetzt zusammen ein wenig aufräumen und dann auf dem Platz unten etwas Fußball spielen. Hast du Lust dann mitzukommen?" Insgeheim hoffte ich auf eine positive Antwort. So musste ich nicht alleine gegen zwei Topspieler spielen und mich dabei wahrscheinlich noch ziemlich blamieren.

"Klar", meinte ich. "Dann lass uns aufräumen, dann spielen wir ein bißchen, wäre auch was Gutes, um richtig wach zu werden. So, auf geht's!" Ruby und ich machten uns auf den Weg zu unserem Bungalow, neben uns liefen die beiden Spieler Mesut Özil und Marko Marin. "Hm...irgendwie sieht es ja doch etwas übler aus, als ich dachte", stellte ich fest und überflog den Raum. Gestern war mir die Unordnung gar nicht aufgefallen. "Naja, wenigstens haben wir nicht wirklich was Großes kaputt gemacht, denke ich. Ruby, wo sind hier den Besen und Putzeimer mit Putzlappen?"

[ich musste auch schon auf Parties aufräumen,also danach. Und einmal hatten wir keinen Besen nach dem 16. Geburtstag einer Freundin und das war ja ziemlich widerlich die ganzen Reste mit den Händen wegräumen zu müssen und das zum Teil inmitten von auf Boden verschütteten Alkohol. :'D]

"Ähm..." Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich stolperte über ein paar Flaschen Bier hinweg und trat in einen kleinen Zwischenflur, welcher zum zweiten Bad führte. Rechts neben der Tür des Badezimmers standen einige Putzutensilien. "Gefunden!", rief ich zufrieden und brachte die Sachen zu Miu und den Jungs. "Ich glaube wir sollten uns aufteilen. Die einen schütten den Rest in den offenen Flaschen weg und bringen sie zum Container, der am Parkeingang steht, und die anderen putzen die Küche. Wer möchte was machen?", fragte ich in die Runde.

"Ich kippe die Flaschen aus und bringe sie zum Container, danach helfe ich hier mit weiter", meldete ich mich zu Wort und fing schon gleich an die leeren Bierflaschen aufzuheben, die zum Teil schon leer waren oder dessen Rest nun ausgelaufen war. "Wer kommt mit?", fragte ich mich an die anderen drei Helfer gewandt. "Ich komme mit dir", erbot sich Marko mit einem Lächeln und half mir, indem er einige der vielen Flaschen, die ich schon in meinen Armen gesammelt hatte, abzunehmen. So würden Mesut und Ruby zu zweit hier anfangen. "Gut, dann hätten wir das geklärt!", sagte ich.

Zum Glück hatte ich mich schon immer sehr gut unter Kontrolle gehabt, denn ansonsten hätte ich sicherlich mit einem lauten: "Oh Gott.", meine Meinung zum besten gegeben. Ich würde eine Zeit lang mit Mesut alleine sein. Mit einem Mal verlor ich alle guten Vorsätze, die ich mir am Morgen gemacht hatte. "Gut.", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und griff nach dem Putzeimer zu meinen Füßen. "Dann lasst uns mal anfangen." Während Marko und Miu nach und nach die Flaschen heraustrugen, begab ich mich in die Küche, um den Eimer mit Wasser zu füllen. Ich hörte, wie sich jemand zu mir gesellte. Wahrscheinlich niemand anderes als Mesut. Einige Herzschläge lang herrschte eine unangenehme Stille, die ich dann mit brüchiger Stimme durchbrach. "Und... wie fandest du die Party gestern?", fragte ich. "Ganz gut. Ist halt nur nicht so toll, wenn man nicht trinken darf." Als ich mich zu ihm umdrehte, grinste er schief. "Das kann ich mir vorstellen. Macht dir das eigentlich wirklich nichts aus?" Er zuckte leicht mit den Schultern. "Klar, in manchen Situationen ärgere ich mich schon ein wenig, aber ehrlich gesagt mag ich es nicht sehr, wenn man sich betrinkt.", entgegnete er. "Stimmt. Kann manchmal ganz schön peinlich werden." Ich schmunzelte. "Also, ich würde sagen, dass wir erst mal die Arbeitsfläche und den Boden putzen. Was möchtest du übernehmen?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern. "Ist mir eigentlich egal." Ich überlegte kurz und drückte ihm schließlich einen Schwamm in die Hand. "Dann mach' ich den Boden.", sagte ich.
Wir arbeiteten schweigend, jedoch sehr schnell. In wenigen Minuten hatten wir die kleine Küche halbwegs wieder auf Fordermann gebracht. "Jetzt muss nur noch das Putzwasser weg. Ähm..." Ein wenig hilflos versuchte ich den schweren Eimer vom Boden aufzuheben. "Kannst du mir vielleicht helfen?" Mesut lächelte und half mir, den Eimer auf die hintere Terasse des Bungalows zu tragen, die man durch die Küche erreichte. "Wow.", sagte er, als wir draußen standen. "Von hier aus könnt ihr ja auf das Meer schauen." Dieser Anblick fiel mir jetzt erst auf. "Stimmt." Ich holte den Schwamm aus den Eimer, nahm diesen mit einiger Kraftanstrengung hoch und kippte ihn schließlich in das Gebübsch am Rande der Terasse. Plötzlich traf mich etwas feuchtes am Rücken. Verwirrt drehte ich mich um schüttete dabei fast den restlichen Inhalt auf die Terasse. Neben mir lag der Schwamm. Ich hob eine Augenbraue und schaute herüber zu Mesut, der leise kicherte. "Hey!", rief ich und richtete mich auf, ich stellte den Eimer ab, tauchte meine Hände in das restliche Wasser und ging auf den Mittelfeldspieler zu. "Das hast du nicht umsonst gemacht.", warnte ich ihn, konnte mir jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. "Äh, das... das war doch nur Spaß!", entgegnete er und schaute sich nach einem Fluchtweg um, doch ich war etwas schneller. Mit ein paar schnellen Schritten war ich bei ihm, umfasste seine Arme und entlockte ihm so ein beleidigtes Jammern. "He, du machst mich ja ganz nass!", beschwerte er sich, lachte jedoch.

Die Arme voll von geleerten Flaschen, durch welche ich versperrte Sicht auf die eigenen Füße hatte, stolperte ich etwas ungeschickt den Weg entlang zu den Conatinern am Parkplatz. "Sehr schwer?", fragte Marko leicht besorgt. "E-es geht... ich seh nur nichts", brachte ich seufzend heraus. "Aber vielleicht hätte ich mir doch nicht zu viel zumuten sollen" Er kicherte und schien ziemlich amüsiert bei meinem Anblick. "Ich kann dir was abnehmen", sagte er und stapelte noch ein paar meiner Flaschen auf seinen Haufen. "Bei der nächsten Ladung nehemen wir Müllsäcke, in welche wir die Flaschen transportieren können", jammerte ich.
Nach einer kleinen Weile kamen wir an den Müllcontainern an. "Dort sind Container für Weiß- und Buntglas", sagte ich und deutete auf die Dickmann-förmigen Container am Rand. Er lief voran und schmiss seine Flaschen hinein, welche in dem Container zerklirrten. Seine Ladung war schnell abgearbeitet worden und er wandte sich an mich. "Komm, deine auch noch", sagte er und ich setzte mich in Bewegung. Ich musste einen Stein übersehen haben, doch auf einmal stolperte ich und verlor den Halt unter den Füßen. Marko reagierte schnell und fing mich samt der Flaschen auf. Einen Moment verharrten wir so. "Du bist aber nicht ganz so leicht, wie du aussiehst", meinte er dann frech. "Hee! Was soll das denn heißen?!", sagte ich eingeschnappt. Ich plusterte schmollend die Backen auf und wandt den Kopf ab, so als sei ich beleidigt. Er lachte und schien gar nicht mehr aufhören zu können. Schließlich half er mir wieder auf. "Das war ein Scherz", beschwichtigte er dann und nahm mir die Flaschen ab, um sie in den Container zu werfen, dessen Öffnung ich bei meiner Größe nicht erreicht hätte. "Naja, danke, dass du mir geholfen hast", sagte ich dann. "Sonst würde ich jetzt mit einigen Schrammen von zersprungenen Flaschen rumlaufen müssen, hihi." "Nichts zu danken", meinte er lächelnd. "Komm, lass uns hoch gehen."

Aus der vermeindlichen Racheaktion entwickelte sich schnell eine Wasserschlacht. Obwohl ich danach wahrscheinlich noch einmal hätte duschen gehen müssen beschwerte ich mich nicht. Es machte verdammt viel Spaß mit dem Mittelfeldspieler herumzublödeln und für einen Moment unsere eigentliche Arbeit zu vergessen. Schließlich hob ich beschwichtigend die Hände und lehnte mich gegen die hölzerne Bungalowwand. "Gut, Auszeit, du hast gewonnen.", hauchte ich und versuchte zu Atem zu kommen. Mesut lächelte breit und setzte sich neben mich. Nachdem ich mich wieder etwas von der kleinen Kinderei erholt hatte, rutschte ich die Wand hinab und saß damit direkt neben dem Spieler. Wir schwiegen eine Weile, bis er sich schließlich räusperte. "Was war eigentlich gestern los? Ich hab' gesehen, wie du mit jemandem telefoniert hast und dann auf dein Zimmer gegangen bist. Miroslav wollte nicht weiter darüber sprechen, als ich ihn danach gefragt habe. Möchtest du mir vielleicht sagen, was passiert ist?" Diese Frage überrumpelte mich so sehr, dass ich einen Moment lang keine Worte fand. Erst, nachdem ich die Knie dicht an meinen Körper gezogen und die Arme um meine Beine geschlungen hatte, begann ich zu reden. "Meine Oma liegt im Sterben.", entgegnete ich leise. "Weißt du, sie... sie ist schon so lange krank. Einerseits bin ich sogar etwas froh darüber, weil sie so leidet, aber..." Ich seufzte. "Meine Mutter musste, weil sich mein Vater sehr früh von ihr getrennt hat, ein paar Jahre nach meiner Geburt einen neuen Job annehmen. Als ich klein war, war ich deshalb die meiste Zeit bei meiner Oma. Sie... sie war etwas wie eine Ersatzmutter für mich, weil sie immer für mich da war, wenn es Probleme gab. Und jetzt soll sie einfach so weg sein..." Ich lehnte meine Stirn gegen die Knie und schloss die Augen. Ein dicker Klumpen bildete sich in meinem Hals und ich stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.
Mesut schien dies gespürt zu haben. Er legte einen Arm um meine Schultern, zog sich näher zu mich heran. Brachte mein Herz unweigerlich zum schneller schlagen, tat mir gut. "Das tut mir leid. So leid.", flüsterte er und ich hörte deutlich aus seiner Stimme heraus, dass er es ernst meinte. "Ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst. Meine Oma ist während der WM gestorben.", erzählte er. "Sie war ebenfalls sehr krank und..." Jetzt war er es, der seufzte. "Ich habe mich dafür gehasst, dass ich nicht zu ihrer Beerdigung gehen und mich nicht verabschieden konnte." Ich schluckte hart und bekam augenblicklich ein schlechtes Gewissen. "Du darfst jetzt nicht negativ denken, hm? Sie wird es schaffen. Wenn du daran glaubst, wird es so sein.", versprach er mir, genau wie Miro es mir versprochen hatte. Allerdings glaubte ich Mesut mehr, so viel mehr. "Danke.", lächelte ich trüb und blickte auf. Er nickte kurz. "Wenn irgendetwas ist... Wenn du mit irgendwem reden willst, dann... Ich weiß, dass ich dir vielleicht nicht solch Ratschläge wie Miroslav erteilen kann, aber... Du kannst gerne mit mir reden." Erneut bedankte ich mich. "Und damit solltet du aufhören. Das ist schließlich selbstverständlich.", lächelte er und stand auf. "Wir sollten langsam weiter aufräumen.", stellte er fest und hielt mir seine Hand hin, um mir beim Aufstehen zu helfen. "Na, komm'."

"Huhu!", rief ich, als wir beide gemeinsam zurückkamen, um beim restlichen Aufräumen zu helfen. "Da ist ja noch nicht allzu viel passiert. Sag bloß, die haben sich aus dem Staub gemacht!" Auf einmal sah ich Mesut mit Ruby an seiner Hand von der Terasse kommen. "He, hier wird nicht geflirtet", meinte ich. "Wir müssen aufräumen, sonst kommen wir heute gar nicht mehr zu unserem Spiel." Ich musste grinsen. Die beiden sahen so süß zusammen aus. Ruby wurde gleich verlegen, schüttelte beschwichtigend mit den Händen und stammelte ein paar Sätze zur Entschuldigung und dass es nicht so sei, wie es aussah. "Naja, lass gut sein", meinte ich leise kichernd, Rubys Reaktion wegen, und auch Marko musste leicht grinsen und sagte: "Wir sind fertig mit den Flaschen, wir können euch beim Wohnzimmer und der Küche noch helfen!"

Am liebsten wäre ich augenblicklich im Erdboden versunken. Das war wirklich verdammt peinlich gewesen. Während ich mit meiner Verlegenheit ziemlich zu kämpfen hatte, sah Mesut lediglich schüchtern zu Boden und ließ meine Hand zögerlich los. "Ähm, ja, das wäre nett.", sagte ich schließlich und räusperte mich, um meine Stimme wieder in den Griff zu bekommen. "Die Küche ist fast sauber, da muss nur noch etwas Müll raus, und beim Wohnzimmer... Der Boden muss sauber gemacht werden, und vielleicht auch noch gesaugt.", zählte ich auf. "Das wäre dann wohl erst mal alles."

Ich merkte, dass die Situation für beide, besonders Ruby, ziemlich unangenehm war. Deshalb sagte ich nichts weiter darüber und fing sofort an in der Küche den Müll in einen großen, schwarzen Müllsack zu werfen, den ich von einer Rolle abgerissen hatte, welche jemand wohl gestern beim Kauf von Alkohol für das Aufräumen danach mitgebracht hatte. Alle machten sich nun daran weiter aufzuräumen und in schnellem Tempo und guter Zusammenarbeit waren wir letztendlich relativ schnell fertig geworden. "Fertig!", rief ich, knipste den Staubsauger aus und streckte die Arme nach oben. Nach so wenig Schlaf setzte das Aufräumen nach der Zeit dann doch ziemlich zu. "Wie sieht's aus? Habt ihr noch Lust zu spielen?", fragte ich an die anderen gewandt.

Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Also ich bin doch etwas müde geworden.", sagte ich und gähnte darüber hinaus leise. "Hm, mir ist auch nicht grade so nach spielen.", sagte Marko und überlegte kurz. "Hat jemand von euch vielleicht Lust mit rüber zu kommen? Wir haben 'ne Playstation. Da können wir auch Fußball spielen.", lächelte er. Ohne groß darüber nachzudenken nahm ich sein Angebot an. "Klar, bin dabei.", meinte ich und sah zu Miu. "Was ist mit dir?"

Ich war ehrlich gesagt froh darüber, dass die anderen auch keine wirkliche Lust hatten, denn auch ich war ziemlich müde, aber mit den anderen rüber zu gehen, da hatte ich nichts dagegen. "Klar, komme ich mit", antwortete ich auf Rubys Frage. "Das ist super", sagte Mesut. "Habt ihr auch was zu essen?", fragte ich dann, als ich spürte, wie mein Magen langsam knurrte. "Klar", meinte Marko kichernd. Ich räumte den Staubsauger noch schnell weg und dann liefen wir zu viert zu dem anderen Bungalow der beiden Jungs zurück.

Ich war nicht sonderlich von dem Chaos überrascht, das uns erwartete, als wir das Bungalow der beiden betraten. Typisch Jungs eben. "Man, Sami und Marcell pennen ja immer noch.", seufzte ich. "Tja, die werden sicher nicht so schnell wach.", entgegnete Mesut. "Na ja, was möchtet ihr denn essen? Wir haben eigentlich alles da. Ihr könnt frühstücken. Oder wollt ihr schon irgendwas warmes zu essen haben?", fragte Marko und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Küche, während Mesut schon einmal die Playstation startete.