Among the rainbow road. [Fußball-RPG]

Mit schockgeweiteten Augen beobachtete ich, wie Thomas die bewusstlose Miu auf den Arm nahm und sie über den Platz trug. Am rechten Eingang zu den Katakomben stand kein geringerer als Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt der deutschen Nationalmannschaft - eine Tatsache, die mich nur leicht beruhigte. Erst, als Thomas schon fast bei ihm war, konnte ich mich rühren. "Verdammt!", zischte ich und setzte mich in Bewegung, doch Marko reagierte sofort, indem er nach meinem Handgelenk griff. "Ruby, du kannst jetzt auch nichts für sie tun.", sagte er und sah mich mit solch einer Ernsthaftigkeit an, sodass ich tatsächlich innehielt. "Aber...", brachte ich nur hervor. Er schüttelte leicht den Kopf. "Der Doktor wird sich schon um sie kümmern. Vielleicht sah es sogar nur schlimmer aus als es wirklich ist.", versuchte er mich zu überzeugen. Seine Gesichtszüge entspannten sich und er brachte ein leichtes Lächeln zustande. "Ihr wird es wieder gut gehen, ganz bestimmt." Ich atmete tief durch und nickte schließlich. Er lächelte etwas mehr und ließ mich dann los. "Mach' dir keine Sorgen."
Joachim wirkte genauso durch den Wind wie ich, ließ das Spiel aber dann weiterlaufen. Als Ersatztorwart sprang Tim Wiese ein, während Jörg Butt weiter am Rand verweilte und wohl darauf wartete, für Manuel Neuer einzuspringen. Lukas kam während des Wechsels kurz zu mir. "Mist, das tut mir echt Leid! Hätte ich gewusst, dass... dann hätte ich nicht so geschossen, ich..." Ich hob beschwichtigend die Hände. "Lukas, das war nicht deine Schuld, dafür kann niemand etwas.", entgegnete ich ehrlich. "Du hättest damit nicht rechnen können." Er senkte resigniert die Schultern. "Wahrscheinlich hast du Recht.", seufzte er, nickte mir noch einmal zu und trat dann zurück auf die Hälfte seiner Mannschaft. Ich sah ihm so lange nach, bis das Spiel endlich weiterging.
Jedoch sollte auch ich nicht lange spielen. Nervös trat ich von einem Bein auf dem anderen, verlangend nach dem Wissen um Mius Zustand. Mehrmals verlor ich den erkämpften Ball zurück, stolperte über meine eigenen Füße und war auch sonst vollkommen unkonzentriert. Jogi schien dies zu bemerken, weshalb er mich zu sich heranwinkte. "Ruby, was soll das?", fragte er und sah mich durchdringend an. "Ich... ich muss zu Miu.", sagte ich leise. Er seufzte und sah in Richtung Katakomben. Dann hob er die Schultern und lächelte verstehend. "Dann geh' schon." Ich nickte. "Danke!" Ohne Umschweife machte ich mich auf den Weg zu Miu.
Als ich im Umkleideraum ankam, wurde ich sofort von Thomas begrüßt. Er saß neben Miu, ihren Kopf in seinem Schoß gebettet. Sie trug ein Verband um den Kopf und einen Moment lang überwog erneut die Angst, dass es nicht gut um sie stand. "Wie geht es ihr?", fragte ich aufgebracht und sah Thomas an. "Sie hat eine leichte Platzwunde, die eben behandelt wurde. Ansonsten müsste ihr es ganz gut gehen. Sie wird bald wieder auf den Beinen sein, keine Angst.", entgegnete er. Erleichtert setzte ich mich ihm Gegenüber. "Das ist gut. Mist... Das ist alles meine Schuld. Ich hätte aufpassen müssen, ihm den Ball abnehmen müssen...", murmelte ich, doch Thomas unterbrach mich mit einem Räuspern. "Quatsch. Damit konnte nun wirklich niemand rechnen.", sagte er. Ich nickte schwach.
Eine Weile blieb ich noch bei den beiden sitzen, dann stand ich schließlich auf. "Kann ich dich mit ihr alleine lassen? Dann... dann kann ich weiterspielen." Thomas lächelte. "Klar. Ich pass' auf sie auf. Sicherlich wird sie gleich wieder zu sich kommen." Dankend verließ ich die Katakomben und lief zurück auf das Spielfeld.

Ich wusste nicht, was passiert war, doch ich spührte einen hämmernden Schmerz. Die verletzte Stelle am Kopf pulsierte und mir war schwindelig. Ich blinzelte und nahm vage meine Umwelt wahr. Ein Gesicht war direkt über mir, es war mir vertraut und ließ mein Herz höher schlagen. Ein Trugbild? Ein schöner Traum? Langsam fuhr ich mit den Fingern an seinem Gesicht entlang, über die Wangenknochen, das Kinn, die Lippen und all die Stellen, die ich von meiner Position auf seinem Schoß aus erreichen konnte. Es fühlte sich alles so real an, voller Wärme und Leben. Schließlich begann ich zu begreifen, dass das alles hier kein Traum war und schoss mit dem Oberkörper nach oben, prallte mit dem Kopf an sein Kinn und vernahm erneut starke Schmerzen. Mir war durch die schnelle Bewegung schwindelig und ich war immernoch sehr benommen, doch musterte den Spieler besorgt. "Entschuldigung...", murmelte ich leise. "Ich war nur so überrascht." Er rieb sich das Kinn und lächelte leicht. "Ach, nicht weiter schlimm, ich denke bei dir sieht es noch ein wenig schlimmer aus", meinte er und strich mir sanft über die Stelle am Verband, die verletzt war. Ich versuchte mich an das zurück zu erinnern, was vor meinem Aufwachen passiert ist. Mein Kopf war an den Pfosten des Tores geschlagen, als ich versucht hatte den Ball zu halten und danach musste ich wohl ohnmächtig geworden sein. "Ach, es geht mir sicher bald wieder besser", sagte ich. "Ich brauche nur ein bißchen Erholung." Er nickte. "Leg dich wieder hin, ich werde bei dir bleiben", bot er mir an und ich bettete meinen Kopf erneut auf seinem Schoß. Trotz der Verletzung empfand ich ganz anderes als Schmerz, es war eher, als sei ich in den Siebten Himmel geraten. Langsam schloss ich die Augen und ließ mich von seinem gleichmäßigen Atem, der mein Haar sanft strich, in den Schlaf wiegen.

Kurz nach meinem Erscheinen pfiff Joachim ab. Vorsichtig erkundigte er sich bei mir über Mius Zustand, wirkte schließlich ein wenig unzufrieden und sah in die Runde. Während seine Jungs noch gelassen schienen, konnte man meiner Mannschaf schlichtweg ansehen, dass sie nervös und unruhig waren. Jede von ihnen sorgte sich mit Sicherheit um das junge Mädchen und obwohl ich wusste, dass alles doch nur halb so schlimm war, würde ich mich wohl kaum noch auf das Training konzentrieren können. Nachdem er den Blick über die Runde schweifen gelassen hatte, schnaubte er resigniert. "Gut, ich denke nicht, dass das heute noch seinen Zweck hat. Dann also wieder übermorgen. Lasst uns wieder zurückfahren. Miu und Thomas werden dann nachträglich abgeholt." Schon fast empört setzte ich mich ins Gras. So einfach ging ich nicht hier weg. "Ich warte auf Miu.", sagte ich und klang dabei sogar ein wenig stur. Joachim seufze. "Wenn du meinst. Noch irgendjemand, der eine Sonderfahrt braucht?" Zu meinem Erstaunen gab es da tatsächlich ein paar, die sich zu mir gesellten. Marko, Mesut, Miroslav, Sami, Marcell und Lukas setzten sich neben mich und zogen so ebenfalls den leichten Zorn des Trainers auf sich. Ich lächelte dankbar. "Gut. Wir fahren dann schon mal.", knurrte Jogi beleidigt.

Als ich das nächste Mal erwachte, liefen Thomas und ich nach draußen. Die anderen waren sicher bald mit dem Training fertig und würden nicht auf uns warten wollen. Vor dem Eingang zu den Katakomben saßen jedoch nur noch Ruby, Mesut, Lukas, Sami, Marko, Miroslav und Marcell. Lukas sprang sofort auf und lief mir beorgt entgegen, dicht gefolgt von Ruby. "Das tut mir schrecklich leid, hätte ich gewusst... ich wollte das nicht, entschuligung", sagte er bedrückt und strich mir über den Kopf. Ich schüttelte sachte den Kopf. "Es ist nicht deine Schule", entgegnete ich ihm. "Niemand hätte damit rechnen können und ich hätte nicht so stark abspringen dürfen... es war von niemandem wirklich die Schuld." Ich lächelte und er erwiderte das Lächeln leicht. "Okay. Wie geht es dir?", fragte er. "Ganz okay soweit", antwortete ich und ging nicht weiter auf die Frage ein. Es schmerzte zwar und ein starkes Schwindelgefühl war da, aber noch mehr Sorgen sollten die anderen sich nicht noch machen, es war jetzt schon ein wenig unangenehm für mich. Die anderen standen inzwischen auch schon um mich und Thomas herum. "Lasst uns wieder hochfahren", sagte ich dann.

Ich war erleichtert, dass es Miu besser zu gehen schien. Ich hätte mir wahrscheinlich selbst weiter große Vorwürfe gemacht, wäre die ganze Sache doch ernster ausgegangen. Dieses plötzliche Umsorgen kam nicht nur weil Miu eine meiner besten Freundinnen war - sondern auch wegen meiner Großmutter. Ich vermisste sie und hatte, obwohl ich mir nichts weiter anmerken ließ, große Angst davor sie zu verlieren. Immerhin war ich als Kind quasi bei ihr aufgewachsen. Sie war nicht nur meine Oma, sondern auch soetwas wie eine Ersatzmutter für mich. Und die Tatsache, dass meine Mutter sich noch nicht wieder gemeldet hatte, bereitete mir Sorgen. Konnte sie sich nicht melden, weil sie am Boden zerstört war, weil meine Oma tatsächlich gestorben war? Oder gab es tatsächlich noch keine weiteren Neuigkeiten? Ich seufzte leise, schüttelte schließlich leicht den Kopf um diese lästigen Gedanken zu vertreiben und ging mit den anderen zurück zum Bus.

Als wir bei den Bungalows ankamen, legte ich mich aufs Sofa, zu erschöpft, um nach oben zu laufen. Ruby hatte sich für mich dazu entschieden, nicht noch mit zu den Jungs zu rüber zu gehen, denn ich wollte nicht, damit ich meine Ruhe hatte und nicht noch Kopfschmerzen ertragen musste. "Hast du eigentlich nochmal etwas von deiner Oma gehört?", fragte ich mitfühlend und wartete gespannt auf die Antwort.

Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein.", entgegnete ich leise, die Trauer in meiner Stimme nicht verbergend. "Meine Mutter hat sich zumindest noch nicht gemeldet." Ich seufzte leise. "Fraglich ist, ob ich das als gute oder schlechte Tatsache werten soll." Einen Moment lang verharrte ich unsicher auf meiner Stelle und zuckte schließlich mit den Schultern. "Na ja, was soll's. Ich denke, ihr geht es schon wieder besser." Zumindest hoffte ich dies. "Du bist ziemlich erschöpft, oder?", fragte ich, um das Thema zu wechseln. "Ich werd' gleich noch mal zu den anderen rübergehen, die haben nämlich schon wieder hunger." Ich lächelte. "Und so wie ich das gestern mitbekommen habe, sind sie beim kochen nicht ganz geschickt."

"Okay", meinte ich. "Lass mir was übrig, damit ich später was essen kann." Kurz nachdem Ruby verschwunden war, rollte ich mich auf der Couch zu einer Art Kugel zusammen und schloss die Augen. Ich hatte soeben noch eine Schmerztablette eingenommen und hoffte, dass ich schnell einschlafen konnte. Aber irgendwie musste ich über einiges Nachdenken, über Ruby und ihre Besorgnis wegen ihrer Oma, die für sie wie eine Ersatzmutter war. Sie machte sich selbst fertig, obwohl sie eigentlich noch gar nichts werten konnte, nur weil ihre Mutter sich nicht meldete, aber ich hatte ihr nichts weiter gesagt, sie wollte anscheinend nicht weiter darüber reden und das hatte ich akzeptiert. Desweiteren dachte ich darüber nach welches Verhältnis nun zwischen mir und Thomas war.

Ich gesellte mich zu dem nunmehr ruhig gewordenen Männerhaushalt. Sami und Marcell hatten es sich auf der Couch gemütlich gemacht, während Mesut und Marko wohl auf ihren Zimmern waren. "Na, Hunger?", begrüßte ich die beiden grinsend. "Jaaa." Sami schob leidlich die Unterlippe vor. "Aber wir wissen nicht, was wir machen sollen. Irgendwie ist der Kühlschrank fast leer.", fügte Marcell hinzu. Ich kicherte leise. Das hatte ich mir bereits gedacht. "Hilflos wie ein paar kleine Kinder. Nun gut, ich mach' euch was. Aber nur, wenn ich nachher bei euch duschen kann." Der dunkelhaarige Spieler begann zu husten. "W-was?" Ich hob eine Augenbraue. "Ob ich bei euch duschen kann. Ich will Miu nicht weiter stören, denn sie ruht sich grade etwas aus.", entgegnete ich schließlich. Marcell zuckte mit den Schultern. "Hätte nichts dagegen." Sami sah, wohl ein wenig verlegen, zur Seite. "Äh, nee, kannst du ruhig machen.", stimmte er kleinlaut zu. "Gut, dann hol' ich gleich noch ein paar Sachen. Aber erst mal muss ich euch ja etwas zu essen machen. Hm, wisst ihr, ob die anderen beiden Hunger haben?", fragte ich. "Marko ist unten im Bungalow von Lukas, die zocken wieder mal irgendwas. Ich denke mal der isst dort. Und Mesut... Ähm, den hab' ich jetzt schon seit Ankommen nicht mehr gesehen. Ich glaube, der ist auf seinem Zimmer. Er hat sich schon seit heute morgen so komisch benommen." Ich wurde hellhörig. Mesut hatte sich komisch benommen? Das konnte nicht unbedingt etwas Gutes bedeuten. Ich deutete ein Kopfnicken an. "Na, dann werd' ich ihn wohl mal selber fragen." Sami richtete sich auf und deutete auf eine Türe, die sich neben der Couch befand, auf der Marcell lag. "Durch den Gang grade durch, da ist sein Zimmer. Die Tür rechts ist übrigens das Bad.", informierte er mich. Ich bedankte mich und trat schließlich auf die Türe zu.
Schon im Gang hörte ich die Stimme des Mittelfeldspielers. Er klang so anders als sonst. Wütend, verletzt, traurig. Ich hielt inne. Er schien zu telefonieren. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, zurück zu Marcell und Sami zu gehen, da mich dieses Gespräch nicht wirklich etwas anging, doch ich blieb stehen und lauschte. "Ich kann doch auch nichts mehr dran ändern.", hörte ich ihn sagen. "Sie haben mir nunmal angeboten, bei ihnen zu spielen, und ich wäre blöd, würde ich diese Chance nicht nutzen. Das ist die beste Möglichkeit, die sich mir je bieten wird. Ich kann das nicht einfach so ausschlagen, ich muss das tun." Kurz herrschte Stille. "Ich weiß, dass das eine große Umstellung wird. Ja, und ich weiß, dass du hier alles vermissen wirst, aber wir schaffen das irgendwie. Und wenn du nicht willst, bleibst du halt in Deutschland." Erneut herrschte Schweigen. Dann wurde seine Stimme wütender. "Du hast doch von Anfang an gewusst, dass das mit mir nicht leicht wird! Du wusstest, dass ich etwas erreichen will, und so eine Chance ohne weiteres annehmen würde. Was ist dein Problem?" Ich hob eine Augenbraue. Was war denn nur los? "Ich... Nein, ich will nicht über deinen Kopf hinweg entscheiden, aber immerhin ist das noch mein Beruf. Und da kann ich entscheiden, was ich zu tun und zu lassen habe! Me-Melek? Bist du noch dran? Hallo?" Jetzt wusste ich erst, mit wem er sprach - mit seiner Freundin. Ich verzog das Gesicht und wollte grade wieder gehen, als mich ein lautes Scheppern zurückhielt. "Verdammt!" Ich atmete tief durch und trat ein. Mesut saß auf dem unteren Bett eines Doppelbettes, sein Handy in Einzelteilen an der gegenüberliegenden Wand. Ich sah sofort, dass er geweint hatte - oder sogar noch immer weinte.
"Was...", begann ich, doch er schüttelte nur den Kopf. "Komm' her.", wisperte. Verwirrt setzte ich mich neben ihn. Und war noch verwirrter, als er mich in den Arm nahm und tief durchatmete. "Ich habe ein Angebot von Real Madrid bekommen. Sie wollen mich in ihrem Team. Ich müsste nach Spanien umziehen. Und Melek passt das nicht. Sie will hierbleiben. Sie will, dass ich weiter in Bremen spiele, damit sie ihre Familie nicht verlassen muss. Ich kann sie verstehen, Ruby. Aber... Es geht doch auch um meine Zukunft.", flüsterte er. Alles in mir zog sich zusammen. Ich hatte Mesut noch nie so erlebt. Seine Verletztheit tat mir unglaublich weh. Ich litt mit ihm. "Sie weiß nicht, ob sie unsere Beziehung weiter führen kann, wenn ich tatsächlich nach Spanien gehe. Das ist so... unfair." Sicherlich hatte ich die Chance, Melek jetzt in ein schlechtes Licht zu rücken. Dennoch musste ich mir eingestehen, dass ich mich mit einem Umzug wegen meines Freundes in ein völlig fremdes Land ebenfalls schwertun würde. "Du musst das tun, was dein Herz dir sagt, Mesut.", sagte ich leise. "Madrid wäre die Chance für dich. Du... du könntest der nächste Ronaldo werden.", witzelte ich. "Sie hat schon Recht. So ein Umzug ist ziemlich... na ja. Aber wenn sie dich wirklich liebt, ist ihr das egal."
Er löste sich leicht von mir. "Du hast Recht..." Er atmete tief durch und strich sich über das Gesicht. "Danke. Danke, dass du für mich da bist." Ich lächelte leicht. "Dafür brauchst du dich nicht bedanken." Eine Weile schwiegen wir, dann deutete ich mit einem Nicken auf die Tür. "Hast du Hunger." Er schmunzelte schwach. "Schon ein wenig. "Ich stand auf. "Na dann, komm'. Du kannst mir beim Kochen helfen."
Unsere Entscheidung war schnell gefällt. Lahmacun - türkische Pizza. Mesut hatte dies vorgeschlagen und da ich Lahmacun noch nie gegessen hatte, hatte ich kurzerhand einfach zugestimmt. Es dauerte nicht lange, bis wir die ersten beiden Pizzen im Backofen hatten und zu den anderen gingen. "Ich hol' mal eben meine Klamotten und so.", lächelte ich.
Als ich unser Bungalow betrat, schlich ich auf Zehenspitzen die Treppe nach oben. Ich wollte Miu nickt wecken, weil sie mir ziemlich Leid tat. Ich schnappte mir ein paar frische Klamotten aus meinem Trolley, ging ins Bad und holte mein Shampoo, Duschgel, Föhn und Make Up und wieder zurück zu den Jungs. "Also, ich bin dann mal 'ne Stunde weg.", witzelte ich. "Weiber...", murmelte Sami, schüttelte den Kopf, grinste jedoch. Eilig verschwand ich im Bad der Jungs, stellte meine Sachen ab und sprang unter die Dusche. Ich beeilte mich um nicht weiter das Bad zu besetzten.
"So, fertig." Ich ließ mich neben Marcell auf die Couch fallen. "Das hat aber gedauert.", triezte Sami mich. Frech streckte ich ihm die Zunge raus. Während wir darauf warteten, dass das Essen endlich fertig wurde, schauten wir Fernsehen und unterhielten uns.

Ein sanfter Strich durchs Haar weckte mich. Ich öffnete die Augen. "Oh... es tud mir leid", murmelte eine Stimme. Ich erkannte Thomas, welcher vor mir saß und mich schuld bewusst ansah, dass er mich aufgeweckt hatte. "Ich wollte nur nach dir schauen." Ich schüttelte ganz leicht den Kopf und senkte ihn wieder auf das weiche Kissen. Thomas musste mich wohl zu gedeckt haben, da ich ohne Decke eingeschlafen war. "Ich dachte mir, dass du vielleicht auch Hunger bekommst, die anderen kochen gerade und dass du auch etwas haben möchtest." Ich nickte und bemerkte, dass sich mein Magen ziemlich leer anfühlte und sich bei dem Gedanken ans Essen zusammenkrampfte. "Vielleicht komme ich mit rüber", meinte ich dann. "Ich mag es mehr in einer Gesellschaft zu sein, auch wenn ich zum größten Teil schlafen werde..." Gemeinsam liefen wir nach drüben und die Schmerzen hatten durch Tabletten ein wenig nachgelassen.

"Also... Ich muss ja schon sagen... Das ist echt lecker!", ließ Sami schmatzend verlauten. Das Essen war inzwischen fertig geworden und da wir alle doch ein wenig geschafft vom Training waren, hatten wir uns dementsprechend auf das Mahl gestürzt. Nur mit Mühe hatte ich Marcell und Sami zurückhalten können nicht einfach alles in sich hineinzustopfen, sondern Miu und eventuellen anderen Gästen etwas übrig zu lassen. "Freut uns.", grinste ich und warf einen Blick zu Mesut herüber, der diesen lächelnd erwiderte. Es überraschte mich ein wenig, dass ich dabei nicht wieder rot anlief. Wahrscheinlich hatte ich mich einfach schon an seine Nähe gewöhnt. "Habt ihr eigentlich noch irgendwelche Pläne für heute?", fragte ich. Die Jungs zuckten mit den Schultern. "Eigentlich nicht. Ich denk' mal, wir machen uns einen Faulen auf der Couch.", entgegnete Marcell. Klang irgendwie langweilig. "Klingt ja nach 'ner Menge Spaß.", meinte ich sarkastisch, woraufhin Marcell beleidigt schmollte.
Schließlich gesellten sich auch Miu und Thomas zu uns. Ich war ziemlich froh darüber, dass er sich so um sie kümmerte - nicht zuletzt weil sie sich so ziemlich nahe kamen. "Hey ihr beiden.", lächelte ich. "Habt ihr Hunger?"

"Ja." Ich nickte und setzte mich mit Thomas neben Ruby. Nach dem Essen schienen alle recht planlos zu sein und die meisten der Jungs entschlossen sich mal wieder sich vor die Konsole zu hocken und ein paar Spiele zu zocken. Ich legte mich nur auf die Couch und versuchte erneut einzuschlafen, was nach einigem Zuschauen der Jungs beim Zocken, schnell passierte.

Ein wenig gelangweilt folgte ich dem Spiel, bis mein Handy klingelte. Ich zuckte erschrocken zusammen, sprang auf und entschuldigte mich kurz. Eilig trat ich auf die Terasse, fischte das klingelnde Telefon aus meiner Hosentasche und hob ab. "Hallo?" Zuerst vernahm ich nichts weiter ein leises Kichern, bis meine Mutter schließlich etwas sagte. "Hey Süße! Wie geht es dir?" Sie klang so anders. Irgendwie glücklich und zufrieden. Nicht wie bei unserem letzten Telefonat. "Ähm, ganz gut.", entgegnete ich. "Was ist los?" Ich hörte sie erneut leise Lachen. Dann räusperte sie sich schließlich. "Oma kommt auf die Normalstation. Du wirst nicht glauben, was tatsächlich mit ihr los war."
Und das konnte ich auch kaum, als meine Mutter mir davon erzählte. Die angebliche, schwere Krankheit wurde vor einigen Jahren von ihrem Hausarzt festgestellt worden, der die Unterlagen für eine weitere Behandlung an das Krankenhaus geschickt hatte. Ihre Diagnose jedoch stimmte ganz und gar nicht mit den Symptomen ein, die damals festgestellt worden. Einige Untersuchungen waren im Krankenhaus erfolgt, bis heute morgen schließlich klar wurde: Meine Oma war jahrelang gar nicht so krank gewesen wie eigentlich gedacht. Die verabreichten Medikamente hatten sie sehr beeinflusst und schwächer gemacht, weil sie sie eigentlich gar nicht benötigte. Sie war so gut wie gesund.
"Das heißt, sie wird nicht sterben?", fragte ich aufgebracht. "Ja, genau das heißt es.", sagte meine Mutter glücklich. "Ganz schön verrückt das Ganze, nicht wahr?" Ich seufzte laut. "Ziemlich. Na ja, das sind auf jeden Fall super Nachrichten!" Wir telefonierten noch ein wenig miteinander, verabschiedeten uns schließlich und ich gesellte mich mit einem breiten Lächeln wieder zu den anderen.

[kleiner Zeitsprung, ich hoffe das ist in Ordnung ;D]

Es war noch früh am Morgen, als ich mich auf der Couch im Bungalow der Jungs wiederfand. Ich stand auf und machte mich kurz auf zum eigenen Bungalow, um zu Duschen und mich fertig zu machen. Heute würde ich beim Training wohl nur zuschauen können. In meinem eigenen Bungalow saßen schon Hills und Ruby am Tisch in der Küche. "Guten Morgen", grüßte ich die beiden und lief in die obere Etage in mein Bad. Dort stellte sich mir die erste schwierige Frage, wie sollte ich meine Haare waschen, ohne dass das Shampoo die Wunde angriff? Ich jammerte und entschloss mich heute nur am Körper zu waschen und die Haare einfach zusammenzubinden und die nächsten Tage schlimmsten Falls unter einer Kappe zu verstecken, wenn ich sie nicht waschen konnte. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, gesellte ich mich zu den beiden anderen nach unten. Ich schüttete mir eine Tasse Kaffee ein mit ein wenig Milch dazu. Ruby erzählte mir sogleich, dass ihre Oma doch nicht im Sterben lag und, dass das alles nur ein Missverständnis war. Ich warf mich freuend um ihren Hals. Ruby hatte die letzten Tage ziemlich darunter gelitten bei dem Gedanken hier zu sein, während es ihrer 'Ersatzmutter' ziemlich schlecht ging.
Schließlich trafen wir uns mit den Jungs unten beim Bus und fuhren nach unten zum Training. Mir wurde geasgt, dass ich heute auf der Bank sitzen solle und nur zuschauen solle, da ich nicht gleich einen Tag später wieder spielen sollte, aber da die Platzwunde nur ganz leicht war, konnte ich morgen oder übermorgen sicher wieder mitmachen. So verfolgte ich gespannt das Spiel und es war, als würde ich live bei einem großen Spiel dabei sein, auch wenn es nur das Training war.

Das Training ähnelte dem des Vortages sehr. Wie zu Anfang machten wir uns erst warm und begannen dann mit einem Übungsspiel. Als Ersatz für uns stand Tim Wiese im Tor, der ohne große Mühe die Bälle abfing. Schließlich pfiff Joachim ab und winkte uns zu sich, um die nachfolgenden Übungen zu erklären - welche gestandenerweise nicht gerade spannend waren. Wir trainieren das übliche Torschießen, Passen und Ballabnehmen. Dennoch strengte ich mich bei allem mehr an als sonst, sodass ich nach Trainingsschluss erschöpft auf dem Rasen Platz nahm. Gerade, als die einen bereits im Begriff waren zum Bus zu gehen, erhob Joachim seine Stimme. "Wir haben ja noch nicht allzu viel von England gesehen, findet ihr nicht auch? Deshalb haben wir uns überlegt, dass wir heute einen Ausflug nach Canterbury machen werden." Während die anderen in Jubel ausbrachen, warf ich Miu einen nachdenklichen Blick zu, stand schließlich auf und trat zu ihr. "Fährst du mit?", fragte ich vorsichtig. "Oder geht es dir noch nicht so gut?"

Ich freute mich bei dem Gedanken mehr von England kennen zu lernen riesig. Ruby kam auf mich zu und musterte mich besorgt, als sie mich fragte, ob ich mitkommen würde. Ich nickte. "Ja, das geht schon, denke ich", gab ich zur Antwort. "Schließlich möchte ich ja nicht alles von hier verpassen." Ich drängte die Schmerzen am Kopf in den Hintergrund, da ich mich zu sehr freute, dass ich heute noch etwas mit dem Rest meiner Gruppe unternehmen konnte. Ruby freute sich anscheinend, dass ich mitkommen würde und wir hatten noch eine dreiviertel Stunde Zeit bekommen, um sich zu duschen und ihre verschwitzten Trainingsanzüge zu wechseln, danach trafen wir uns, um los zu fahren.

Wieder einmal ließ ich es mir nicht nehmen, Thomas quasi neben Miu zu setzen. Bevor wir in den Bus gestiegen waren, hatte ich den Angriffsspieler an die Schulter getippt und gefragt, ob er sich nicht noch etwas um meine Freundin kümmern könnte. Immerhin war er es gewesen, der auf sie aufgepasst hatte, als sie ohnmächtig war. Ohne lange darüber nachzudenken hatte Thomas zugestimmt - eine Tatsache die mich schmunzeln ließ.
Und so saß ich neben einigen Platzverschiebungen glücklicherweise neben Mesut, der sich doch merkbar ein wenig darüber gefreut hatte. Etwas verwirrte mich jedoch. Er hatte darauf bestanden möglichst weit hinten zu sitzen, weit weg von den anderen. Kaum fuhr der Bus los und jeder war in seinen Gedanken versunken, begann Mesut auch schon mit gedämpfter Stimme zu reden.
"Ich glaube, sie hat Schluss gemacht." Er klang nicht traurig, sondern vielmehr enttäuscht. Überrascht hob ich eine Augenbraue. "Wie bitte?" Der Dunkelhaarige seufzte. "Anna. Sie hat Schluss gemacht, denke ich. Sie hat mir geschrieben, dass... wenn ich jetzt wirklich das Angebot von Real Madrid annehmen sollte, dass es für uns keine Zukunft mehr gibt. Und ich werde diese Chance, die mir in Spanien geboten wird, nutzen." Der Mittelfeldspieler klang äußerst entschlossen - und darüber freute ich mich ziemlich. "Ganz ehrlich - wenn sie deinem Traum so im Weg steht, dann ist sie es nun wirklich nicht wert." Eigentlich wollte ich anfänglich kein Salz in die Wunde streuen und mich lieber bedeckt halten, was Hetzkampagnen seiner wahrscheinlich nun Ex-Freundin betraf, aber jetzt hatte ich schließlich freie Bahn.
Mesut schien kurz zu überlegen und nickte dann. "Ich denke, du hast Recht. Zwar habe ich mir immer gesagt, dass meine Familie über meine Karriere geht, aber... Ich denke nicht, dass ich mich an etwas fesseln lassen muss, wenn ich doch frei sein kann. Dazu hat sie kein Recht."

Erschöpft vom Training lehnte sich Thomas an meine Schulter und schloss die Augen. Lächelnd betrachte ich sein Gesicht für einige Zeit lang. "Gemütlich", meinte der Spieler grinsend. Schließlich wandt ich meinen Blick nach draußen und verfolgte mit den Augen die Landschaft, die an uns vorbei rauschte. Ich wollte dem jungen Mann seine Ruhe lassen und blieb die Fahrt über ruhig.

Die restliche Fahrt über verbrachten wir mit Schweigen. Schon wenige Zeit nach unserem Gespräch über die Trennung mit seiner Freundin war ich verdammt unsicher. Ich wusste nicht, was ich von Mesuts überstürzter Entscheidung und vor allem meine Worte halten sollte. Hatte ich tatsächlich das Richtige gesagt? Oder war es nicht letztlich doch ein Fehler gewesen den jungen Spieler davon zu überzeugen, dass seine Beziehung zum Scheitern verurteilt war? Müde lehnte ich mich im Sitz zurück und schloss die Augen. Egal, was sich aus diesem Gespräch ergeben würde - es würde nicht nur seine Zukunft neu ebnen.
"Hey, Ruby." Ich grummelte leise und drehte dem Redner den Rücken zu, erntete dafür jedoch ein leichtes Rütteln an der Schulter. "Kleine, wir sind da. Du musst aufstehen. Oder willst du den Ausflug etwa schlafend im Bus verbringen?" Als Antwort gähnte ich nur leise, blinzelte anschließend und richtete mich auf. "Wo sind wir?" Ein wenig orientierungslos sah ich über Mesuts Schulter hinweg nach draußen. Der Bus stand in einer kleinen Seitenstraße, die in eine hübsche Altstadt führte. "In Canterbury, das müsstest du doch eigentlich wissen.", schmunzelte der Mittelfeldspieler. Ich runzelte die Stirn und überlegte kurz, bis mir Joachims Worte wieder einfielen. Stimmt ja, wir wollten einen Ausflug machen. "Oh.", brachte ich nur hervor und zuckte leicht mit den Schultern. "Stimmt." Der Dunkelhaarige begann zu lachen. "Na, endlich richtig wach? Dann los, die anderen warten schon draußen auf uns." Ich schürzte verlegen die Lippen und stand auf. Mesut folgte mir mit einem leichten Grinsen, wohl schadenfroh darüber, dass ich so verschlafen reagiert hatte. Mir war das Ganze unglaublich peinlich. Fehlte ja nur noch, dass ich im Schlaf gesprochen hatte.
Draußen erwarteten uns bereits die anderen. Ich strich mir die Haare zurecht und reihte mich schließlich mit dem Spieler im Schlepptau in die Gruppe ein. "Also, wir treffen uns in zwei Stunden wieder hier.", sagte Joachim. "In Canterbury gibt es nicht nur ein paar gute Geschäfte zu sehen, sondern auch eine große Kathedrale. Ich lege euch ans Herz, diese auch zu besuchen, denn sie ist äußerst interessant. Nun... Dann macht euch mal auf den Weg. Und vergesst nicht, wie ihr wieder hierhin zurückkommt."

Als der Bus zum Stehen kam und die Landschaft sich nicht mehr bewegte, bemerkte ich, dass wir da sein mussten. Sanft rüttelte ich an Thomas, welcher wohl erschöpft eingeschlafen wurde. "Aufstehen, wir sind da!", sagte ich und rüttelte noch etwas stärker. Er erwachte langsam, gähnte. "Schon da?", fragte er schlaftrunken und sah sie um. "Ja, komm, lass uns rausgehen!", meinte ich. Er nickte und wurde langsam wach. Gemeinsam liefen wir zu den anderen nach draußen. Als letztes folgten uns Ruby und Mesut. Nachdem Jogi noch einige Sätze gesagt hatte und wir ausgemacht hatten, wann wir uns wieder hier trafen, zerteilten sich alle in kleine Grüppchen. Ich selber war mit Ruby, Thomas, Mesut, Miroslav, Sami und Marcell in einer Gruppe. "Wo wollt ihr denn als Erstes hin?", fragte ich dann. "Also ich würde gerne schnell mal in die Geschäfte schauen, schließlich gibt es hier viel bessere Läden und so schnell kriegen wir nicht wieder die Chance." Ich dachte sicher, dass Ruby das auch wollen würde, was die Jungs anging, war ich mir nicht so sicher, aber ich denke das wollten sie auch noch lieber, als Kirchen anzuschauen.

Ich nickte zustimmend. "Da wäre ich auch für. Ganz ehrlich - so eine alte Kirche interessiert mich recht wenig.", kicherte ich. "Also gut, dann machen wir das.", nickte Miroslav. "Solange wir nur nicht als Taschenhalter fungieren müssen ist mir das egal." Ich schmunzelte. "Na dann, lasst uns mal ein wenig die Stadt unsicher machen."
Canterbury war eine wunderschöne Altstadt. Hauptweg bot eine breite Einkaufspassage mit allerlei kleinen Geschäften, Souvenierläden und hübschen Boutiquen, die von außen allerdings recht teuer aussahen. Unschlüssig blieb mein Blick an einem Laden heften, der mir bei Einschlagen in die Fußgängerzone sofort aufgefallen war. "M Butterfly", ein niedlicher Laden mit pinker Außenfassade, dessen wunderschöne Kleidung im Schaufenster aufbereitet war. "Ich glaub', da hat jemand was für sich entdeckt.", sagte Sami lachend und stieß mir leicht in die Seite. "Ich denke nur nicht, dass es da was für dich geben wird, tut mir Leid.", konterte ich grinsend. "Hm, ich glaube allerdings auch nicht, dass mir ein Blumenkleid stehen würde.", erwiderte der dunkelhaarige Spieler leicht beleidigt. "Auch wieder wahr. Aber uns doch, oder Miu?" Ich lächelte leicht.

[ach scheisse, tut mir leid, ich habe irgendwie nie weiter geschrieben, ich dachte die ganze zeit, du hast nur bei Empty Spaces geschrieben, aber da wusste ich nicht weiter ._.]

Ich betratchtete den Laden kurz. Süss eingerichtet, schick von außen und süße Artikel im Schaufenster und es schien alles zurzeit reduziert zu sein. "Klar, lass uns einen Blick reinwerfen", meinte ich und wrar eben so fastziniert von dem Laden wie Ruby. Beide probierten wir einige Teile an und ließen uns von den Jungs beraten. Einige Zeit später kamen wir schon mit den Einkaufstaschen wieder nach draußen. Ich hatte mich für zwei Kleider und drei Tops entschieden. Insgeheim war ich nun doch froh, dass mir mein Vater so viel Geld aufgedrängt hatte, welches ich zuerst ungern annehmen konnte. Aber wir wollten auch noch woanders etwas finden. Die Jungs schienen sich trotz allem auch noch zu amüsieren und nicht gelangweilt als Schleptttau dabei zu sein.

[Ach, ist doch nicht schlimm. <3]

Zufrieden hielt ich Miroslav meine Einkaufstasche entgegen. Zwar hatte ich nur ein Top und ein T-Shirt gekauft, jedoch wollte ich die Anwesenheit der Jungs vollkommen auskosten - und dazu gehörte auch irgendwie das Taschentragen. Der Spieler hob eine Augenbraue. "Das ist nicht dein Ernst?" Ich grinste süffisant und nickte kurz in die Richtung Mius, die ebenfalls darauf wartete, dass er ihre Einkäufe entgegennahm. "Was meinst ihr warum wir euch sonst mitgenommen haben?", entgegnete ich und erntete dafür nur ein leises Grummeln. "Na großartig. Dafür haben wir einen gut bei euch.", seufzte er schließlich und nahm uns die Taschen ab. Miu und ich sahen uns kichernd an und setzten dann unseren Weg fort.
Wir kamen an einigen weiteren Geschäften und Souvenierläden vorbei, machten eine Pause am Ende der Straße und begaben uns nach einer Weile zurück zum Bus. Inzwischen war ich ziemlich müde geworden. Erschöpft schlurfte ich hinter den anderen her. "He, du schläfst ja gleich im Gehen ein!" Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da war Sami auch schon auf mich zugegangen und hatte mich über seine Schulter geworfen. "Autsch!", protestierte ich. "Sami, lass' mich runter!" Doch der Spieler dachte gar nicht daran. Lachend trug er mich zu den anderen. "Bei deinem Tempo kommen wir ja erst übermorgen beim Bus an.", zog er mich auf uund erntete dafür einen leichten Schlag in den Rücken. "Ich kann alleine laufen!" Nach einigen Metern setzte er mich schließlich wieder ab. Ich funkelte ihn beleidigt an, während er mir nur lächelnd einen Arm um die Schultern legte. Was sollte das denn nun schon wieder? Ich hob eine Augenbraue. "Ach komm' schon, sei nicht sauer.", kicherte er und löste sich dann von mir. Ich schürzte die Lippen, musste dann jedoch auch grinsen.
Als wir am Bus ankamen, herrschte eine kurze Zeit lang Chaos. Es dauerte noch einige Zeit, bis auch wirklich alle Gruppen eingetroffen waren, denn manche hatten noch mitten in ihrem Einkaufsbummel gesteckt. Schließlich saßen wir alle wieder auf unseren Plätzen und fuhren zurück zu den Bungalows.

"Ich geh' mich mal eine Stunde hinlegen.", sagte ich an die anderen gewandt, als wir unser Bungalow betraten. Müde schleppte ich mich die Treppe nach oben und ließ mich auf mein Bett fallen. Ich gähnte leise, rollte mich zusammen und schloss die Augen, um mir ein wenig Ruhe zu gönnen.
Irgendwann wurde ich von einem leisen Geräusch geweckt. Ich blinzelte leicht und sah, wie jemand in mein Zimmer trat. "Hey, ähm... Ich kann auch wieder gehen." Ich lächelte leicht, schüttelte den Kopf und rutschte ein Stück zur Seite um Platz zu machen. "Nein, ist schon in Ordnung.", entgegnete ich leise. Ich spürte, wie sich Mesut neben mich setzte. "Auch so müde?", fragte er. "Hm... Training war doch anstrengender als gedacht. Und dann noch das Rumlaufen in der Stadt." Ich seufzte. Der dunkelhaarige Spieler lachte leise. "Geht mir genauso. Na ja, wenn du schlafen möchtest, kann ich auch wieder gehen, ich..." Er stockte. Ich lächelte, schüttelte erneut den Kopf und rutschte noch ein Stückchen zur Seite. "Hier ist Platz genug. Also, gute Nacht... oder so." Ich spürte, wie Mesut kurz inne hielt, sich dann doch entschied und sich neben mich legte. "Nacht.", hauchte er.

Als wir an den Bungalows ankamen, ließen wir uns mit einer kleinen Gruppe von Jungs in dem Bungalow von Ruby und mir nieder. Sie waren alle ziemlich erschöpft, besonders durch das viele Rumlaufen nach dem Training vorhin, deshalb brauchte ich auch niemanden zu waren, dass sie nicht so laut sein sollten, da Ruby hoch gegangen war, um zu schlafen. Sie nahmen alle auf dem Sofa, vor dem Sofa auf dem Boden oder einem Suhl Platz, knipsten mit der Fernbedienung den Fernseh an und sahen den flackernden Bildschirm allesamt gebahnt an. Ich selber war nicht ganz so erschöpft und entschloss mich, für die Jungs und vielleicht auch Ruby, wenn sie heute Abend nochmal aufstehen würde, zu kochen. Wir waren heute Abend nicht ganz so viele, wie die letzten Tage, sondern nur in der Gruppe, mit der ich vorhin in der Stadt zusammen gewesen war, zudem schien sich Mesut nach oben zu Ruby gesellt zu haben und auch nicht mitzuessen. Ich sah nach hinten in den kleinen Wohnraum, wo Miroslav und Marcell saßen. Wo war Thomas hin?"Brauchst du Hilfe?" Erschrocken fuhr ich herum und sah, wie der junge Mann neben mir stand und mir eine Schüssel abnahm, die mir beinahe runtergefallen war. "Hm, wenn du helfen willst, aber du bist doch bestimmt auchc so erschöpft wie die anderen", meinte ich. "Wir sind's gewöhnt", sagte er. "Da gibt es Härteres." Thomas kicherte leise. Wir bereiteten weiter Das Essen vor und schwiegen zum größten Teil, doch die Stille war in dem Moment nicht unangenehm, eigentlich eher beruhigend, er schien doch etwas müder zu sein, wie er behauptet hatte, lag wahrscheinlich am Schlafmangel, den wir die letzten paar Tage hatten.

Eigentlich war ich schon fast eingeschlafen, doch trotzdem nahm ich noch Mesuts leise Stimme wahr. "Weißt du...", begann er leise. "Wenn ich an die Zeit zurückdenke, in Afrika. Und an das Spiel gegen Spanien." Er seufzte. "Ich habe das Gefühl, als wäre es meine Schuld, dass wir verloren haben." Ich öffnete schlagartig die Augen. "Aber das ist doch Unsinn." Mesut suchte meinen Blick. Der Spieler wirkte auf einmal vollkommen anders als sonst - nachdenklich, traurig. Einfach nicht so, wie ich es erwartet hatte. "Ich hatte im Spiel gegen Spanien eine gute Torchance - und ich hab' sie verpatzt. Ich hätte für den Einzug ins Finale sorgen können, aber ich habe daneben geschossen." Ich hörte aus seiner Stimmfarbe heraus, dass ihm dies schon lange auf dem Herzen lag. Daher freute ich mich sogar ein wenig, dass er mir diese Sache anvertraute. "Trotzdem." Ich merkte fast kaum, dass ich nach seiner Hand gegriffen hatte und sie festhielt. "Du warst doch nicht alleine auf dem Platz. Jeder hat etwas dazu beigetragen, dass es dazu gekommen ist. Und außerdem - das war Spanien. Es war klar, dass dies ein ziemlicher Spießrutenlauf wird und dass das Spiel ziemlich anstrengend sein würde. Aber letztlich Mesut, letztlich ist es egal, ob ihr verloren habt. Natürlich, es wäre wundervoll gewesen, wenn ihr ins Finale gekommen und vielleicht sogar gegen Holland gewonnen hättet. Aber ihr habt in Südafrika so viel geleistet, so viel Aufsehen erregt, dass euch das jeder verzeiht. Ihr seid doch auch nur Menschen, die Fehler machen." Der Dunkelhaarige erwiderte nichts, sondern sah mich einfach nur an. Es verging eine Weile, bis sich schließlich ein Lächeln auf seine Lippen legte. "Du... du hast Recht." Ich erwiderte sein Lächeln. "Und außerdem: Ich hätte an deiner Stelle mich auch nicht gut im Spiel konzentrieren können, wenn ich die ganze Zeit in die blöden Gesichter der Spanier hätte schauen müssen. Das ist doch ziemlich unvernüftig, solche... unschönen Spieler aufzustellen.", grinste ich und brach damit das Eis. Mesut kicherte leise, zog mich näher an sich und lehnte seine Stirn gegen meine. "Du bist richtig süß, Ruby."
Augenblicklich erstarrte ich. Hatte er das jetzt etwa tatsächlich gesagt? Ich spürte, wie meine Wangen sich rot färbten und meine Kehle vollkommen trocken wurde, sodass ich nichts antworten konnte. Mesut löste sich wieder von mir und schaute mir erneut direkt in die Augen. Noch immer lag dieses glückliche Lächeln auf seinen Lippen, dass bei mir für Herzklopfen sorgte. "Weißt du, was wirklich unvernünftig ist?", fragte er. Ich hob eine Augenbraue. "Was denn?" Und dann geschah alles ganz schnell.
Mesut lehnte sich vor, schloss die Augen und versiegelte dann seine Lippen mit meinen. Alles um mich herum schien sich zu drehen. Einen Moment lang konnte ich nicht einmal mehr klar denken und realisierte erst nach einigen Augenblicken, was er überhaupt da gerade tat. Vollkommen verwirrt schloss ich ebenfalls meine Augen und erwiderte den Kuss, jedoch nicht ohne mich dabei zu fragen, was zwischen uns in diesem Moment geschah. Schließlich machte ich meine wirren Gedanken mundtot und versuchte die Nähe zwischen uns ohne weiteren Zweifel zu genießen. Nach schier einer halben Ewigkeit lösten wir uns schließlich voneinander. "Das ist unvernünftig.", hauchte er, lächelte jedoch. "Aber manchmal ist es gut, etwas unvernüftiges zu tun.", erwiderte ich. "Manchmal führt etwas Unvernünftiges zum Sieg."
Eine Weile lagen wir schweigend nebeneinander und sahen uns einfach nur an. "Weißt du... Für mich ist es immer schwer jemandem zu vertrauen. Aber bei dir da... Da war das irgendwie etwas anderes. Bei dir habe ich mich sofort wohl gefühlt, Ruby. Als du mir beigestanden hast als Anna Schluss gemacht hat, da war ich so froh dich zu haben, weil die Jungs wahrscheinlich versucht hätten mir irgendetwas einzureden. Und heute, in der Stadt, als Sami dir so nahe war... Ich war so eifersüchtig. Und jetzt - ich bin mir meinen Gefühlen immer noch nicht sicher, aber dennoch... Ich merke von Minute zu Minute, dass zwischen uns mehr ist als nur Freundschaft." Mein Herz begann zu rasen. Tausend Schmetterlinge schienen in meinem Bauch herumzuschwirren. "Mir geht es genauso.", antwortete ich leise. Mesut lächelte und drückte mir erneut einen zarten Kuss auf die Lippen. Ich kuschelte mich an ihn und schloss die Augen. "Lass' uns später darüber reden, wie das Ganze weitergeht. Immerhin wird es wohl einiges zu klären geben.", wisperte ich. "Hm... Schlaf gut, Ruby."

"Hey, Kleine... Aufwachen." Ich grummelte leise und vergrub meinen Kopf ins Kissen, doch mein personifizierter Wecker kannte kein Erbarmen. "Du verschläfst noch den Rest des Tages. Komm', steh' auf." Mit einem leisen Seufzen richtete ich mich auf. Sorgsam strich ich meine Haare glatt und sah dann herüber zu Mesut, der sich inzwischen auf die Bettkante gesetzt hatte. "Lass' uns nach unten gehen, in Ordnung? Die anderen wundern sich sicherlich schon.", schmunzelte er und half mir auf. "Was ist... ich meine, wie...", begann ich. Er hob leicht die Schultern. "Für's erste sollten wir ihnen nichts sagen. Ich werde heute Abend mit Miroslav reden. Und du vielleicht mit deinen Freundinnen. Und dann... sehen wir weiter." Er legte die Stirn in Falten. "Immerhin wird es einiges geben, was wir klären müssen, wenn wir... halt zusammen sind. Vor allem der Presse gegenüber.", gab er mir zu denken. Ich nickte. "Du hast Recht.", sagte ich schließlich. "Na ja, dann lass' uns mal zu den anderen gehen." Bevor wir in den Flur gingen, drückte mir einen vorsichtigen Kuss auf die Wange.