[OLD] AND DEATH ROLLS THE DICE

(Ich glaube, ich übernehme mal noch eine Rolle, damit es nicht so langweilig wird. Brauchen mal ein bisschen Männer :)) Ich editier es rein, in meine andere Anmeldung.)

Auf einmal tat sie mir Leid. Ich zögerte kurz, dann legte ich Mia eine Hand auf die Schulter. "Das tut mir Leid. Wir mussten alle unsere Opfer bringen, denke ich." Ich seufzte. Aber es musste weiter gehen. Ich sah auf. Ein Mädchen kam direkt auf uns zu.
Reflexartig wich ich zurück. "Du...", zischte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Aber sie sah offen gesagt nicht wirklich bedrohlich aus. Sehr schlank, rote Haare. In unserem Alter. "Du hast meine Waffe! Her damit!" Ich ignorierte ihre Worte, meine Pistole steckte in ihrem Hosenbund.

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JASON
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man in einem heruntergekommenen Kaufhaus mitten im Höhepunkt einer Zombie-Epidemie auf vier junge Menschen trifft, allesamt bei klarem Verstand, hm? Ich linste aus meinem Versteck unter der kaputten Rolltreppe hervor. Nicht sehr hoch. Es war amüsant, wie sie sich gegenseitig misstrauten. Er war überrascht, und zugegeben auch irgendwie beeindruckt, dass die Mädchen noch lebten. Eigentlich hatte er es von sich selbst auch nicht erwartet. Er war nie der Held gewesen. Jetzt war er es - er war sein eigener Held. Er griff mit einer flotten Handbewegung nach seiner Pistole, die er einem der Biester abgenommen hatte und trat in das Licht, dass durch die zerbrochenen Fensterscheiben in die Mall fiel. "Hey.", er pfiff einmal laut, "Mädels. Waffen auf den Boden. Aber schnell."

Zuerst war ich erschrocken über die lauten Worte des fremden Mädchens, doch als dann auch noch dieser Kerl aus dem Nichts auftauchte, wich ich noch etwas zurück. "Gehört der auch zu euch?", zischte ich dem anderen, kurzhaarigen Mädchen ängstlich zu. Dass ich die Besitzerin dieser Pistole gefunden hatte, stand jetzt fest. zurückgegeben hätte ich sie ihr bestimmt, aber auf den Boden gelegt eher nicht.

Fast schon unmerklich schüttelte ich den Kopf. "Sicherlich nicht.", flüsterte ich, die Augen fest auf den Fremden gerichtet. Ich war noch nie ein Mensch gewesen, der sich einfach so etwas sagen ließ. Selbst, wenn ich in einer brenzligen Situation stecke - ich würde niemals jemandem Folge leisten, ganz gleich, ob mein Leben vielleicht davon abhing.
Mit einem unsicheren Lächeln richtete ich die Waffe auf den Jungen. Die Knöchel in meiner Hand traten weiß hervor. Verdammter Mist. Ich musste mich zusammenreißen. "Und was, wenn nicht?", entgegnete ich, den zitternden Ton in meiner Stimme ignorierend.

ALICE
Ich dachte, ich wäre im falschen Film. In einem einzigen Moment geschah so schnell, Waffen wurden aufeinander gerichtet, fremde Menschen trafen aufeinander, Chaos. Ich rieb mir die Schläfen. "Die beiden Mädels gehören zu mir, der Kerl da nicht.", murmelte ich süffisant dem fremden Mädchen zu und nickte in Mias und Emmas Richtung. Emma hatte sich ängstlich hinter ihrer...Ersatzmutter verkrochen. Ich presste mich mit dem Rücken an eine Glasscheibe, mein Atem ging stoßweise.

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JASON
Ich musste lachen. Angestrengt fuhr ich mir mit den Fingern durch's Haar. Mutiges, kleines Mädchen... Ich dachte nicht mal daran, meine Waffe zu senken. "Oh, bitte. Sieh dich um. Wollte ich euch töten, wärt ihr das schon. Hier sind überall Sprengsätze deponiert, ein kleines Überbleibsel der netten Polizisten, die hier vor paar Tagen einmaschiert sind. Dreimal dürft ihr raten, wer den Zünder hat?" Ich grinste über ihre Gesichtsausdrücke. "Ich wäre nie so blöd, jemanden zu erschießen, der mir möglicherweise nützlich sein könnte. Wir könnten uns alle gegenseitig nützlich sein. Wir müssen nur koorperieren." Ich legte die Waffe vor mich auf den Boden und hob langsam die Arme, noch immer grinsend.

Es war eine jene Situationen, die mir ganz und gar nicht gefiel. Über die ich keine Kontrolle hatte. In der ich angreifbar war. Verletzlich. Und das, obwohl ich mir geschworen hatte, diese Schwäche nie wieder so offen zu zeigen. Verunsichert knabberte ich mir an der Unterlippe, darüber nachdenkend, wie ich auf seine Worte und vor allem seine Tat reagieren sollte. Da spürte ich auf einmal Emmas winzige Arme um meiner Hüfte. Zitternd presste sie sich an mich. Und auf einmal wusste ich, was richtig war.
"Gut.", entgegnete ich und legte die Pistole auf den Boden, den Fremden genau im Auge behaltend. Ich war mir zwar nicht sicher darüber, ob er tatsächlich die Wahrheit sprach, aber das spielte nunmehr eine geringe Rolle. Vielmehr ergab sich die Chance, möglichst unversehrt aus dem Ganzen zu kommen. Emmas Griff wurde schwächer. Schließlich trat sie leicht zur Seite, lugte hinter meinem Rücken hervor und musterte den Jungen ebenso misstrauisch. "Ich hab' Angst, Mia.", flüsterte sie und duckte sich sogar, als ich meine Hand auf den Kopf legte. "Keine Sorge, ich pass' auf dich auf.", wisperte ich.

JASON
Ich bemerkte das kleine verängstigte Mädchen. Ihr rundes Gesicht, der schneeweiße Teint, die hellblonden Haare und die stechend blauen Augen riefen schmerzhafte Bilder in mir hervor. Ich schluckte. Es war, als hätte man Sand aufgewirbelt, der mir nun in den Augen brannte.

Ich wischte die traurigen Gedanken mit einem Mal weg und setzte ein lässiges Grinsen auf. Langsam ging ich auf sie zu, meine Waffe noch immer am Boden. "Ich bin Jason." Vorsichtig streckte ich meine Hand aus, ließ mir jene Unsicherheit allerdings nicht anmerken. Ich musste ihnen klar machen, wer hier das Ruder in der Hand hatte.

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ALICE
Von hinter streichelte ich Emmas Köpfen. Ihre Wangen ware gerötet. Ich hatte sie vom ersten Moment ins Herz geschlossen. Ich betrachtete das Szenario still, war am Ende ein wenig unglaubig, was wir hier taten. Ergaben uns einem Fremden, der wohlbemerkt sicher nur bluffte.

Ich wollte dem Kerl einfach nicht vertrauen. Wer dachte er überhaupt, war er? Er schien uns zu seinen Geiseln machen zu wollen. Ich seufzte, ließ diesen Jason aber nicht aus den Augen. Doch ein Gefühl von Angst bahnte sich schon in meinem Hinterkopf an. Jeden Moment könnten wir in die Luft gehen, falls es wahr war, was er sprach. Ob es nur eine Lüge war, konnte ich in dem Moment unmöglich herausfinden, da mir das Risiko einfach zu groß erschien.
Behutsam griff ich nach der Pistole, welche die ganze Zeit über unbewegt an meinem Bund befestigt war, und legte sie auf den Boden.
Ich warf einen Blick auf das Mädchen, dem die Waffe gehörte, und sah es als richtig an, ihr zurückzugeben, was ihres war, da wir uns jetzt sicher schlecht wieder trennen konnten. Vorsichtig kickte ich die Waffe zu ihr herüber, sie schlitterte über den glatten Boden und stieß dann gegen den Fuß des Mädchens. "Das ist deine. Du hast sie bei mir vergessen", zischte ich zu ihr herüber, in der Hoffnung, sie würde mir nicht mehr böse sein. Ich hatte ja immer noch mein Messer. Und mit dem etwas bestärkenden Gedanken blickte ich wieder zu Jason.

Ich atmete tief durch. Vielleicht war es Zeit, alte Prioritäten über den Haufen zu werfen und mich dem hinzugeben, was um uns herum geschah. Vielleicht ging es nicht mehr darum, sich selbst zu definieren und finden, sondern sich mit den Situationen zufriedengeben, die uns in jenem Moment formten. Und vielleicht war es gut, dass ich all diese negativen Erinnerungen und damit angeeigneten Eigenschaften ein für alle mal von mir abwarf. Es war Zeit mit der Veränderung zu gehen. Zumindest ein Stück weit. Das Misstrauen weitesgehend zu verdrängen und all die Fremden Menschen in meinem Leben zu dulden, ihnen meine offenere Seite zu zeigen. Gefühle zu zeigen. Das Glashaus einzuwerfen und etwas gänzlich Neues zu schaffen. Tut mir Leid, Jake. Ich kann nicht länger so sein wie du es mir beigebracht hast. Nicht in diesem Augenblick.
Ein vorsichtiges Lächeln legte sich auf meine Lippen. "Ich bin Mia. Und die Kleine hier ist Emma.", stellte ich mich und das blonde Mädchen vor.

[Ich hab' mal eine kurze Frage an euch. (: Und zwar würd' ich gerne meinen Charakter wechseln, da ich mit Mia nicht wirklich zufrieden und mich nicht in sie hineinversetzen kann. Sie ist mir einfach etwas zu... durchsichtig. Falls ihr nichts dagegen habt wird sie dann im nächsten oder übernächsten Post von einem anderen Charakter quasi abgelöst.]

[no problemo. ♥]

ALICE
Ich war sprachlos. "Was macht ihr denn da?!", wollte ich schreien und Mia direkt eine wischen. Sie schwenkte die weißen Fahnen. Ich nickte der Rothaarigen dankend zu und hob blitzschnell meine Pistole an. Oh, ja, das war mein Baby. Sie lag in meiner Hand als wäre es der einzige Ort, wo sie hingehörte. "Jetzt hör mir mal zu du Waschlappen. Hast du wirklich geglaubt, du wärst hier der König oder was? Dass wir dir deine Bombenmasche glauben, hm? Hätte hier tatsächlich irgendein Einsatzkommando Sprengsätze angebracht, hätten sie ganz sicher nicht den Zünder liegen lassen, geschweige denn einem kleinen Großmaul in die Hand gedrückt. Und jetzt, verdammte Scheiße, ordnest du dich hier unter, so wie jeder Andere auch oder du lernst mich richtig kennen." Im nächsten Moment war ich einen Schritt auf ihn zugekommen, die Waffe auf ihn gerichtet, mein Herz raste, mir brach der Schweiß aus. So hatte ich mich selbst noch nie erlebt.

[an dieser stelle wage ich mal einen kleinen zeitsprung, irgendwie müssen wir ja vorankommen, ich hoffe, das ist okay ((: ]

Es dämmerte. Die Skyline von New York versank in einem dreckigen Grau. Wir saßen auf dem Dach, tranken Bier, dass wir gefunden hatten, Scheiß drauf, wie lange es dort schon stand. Seit jenem Moment, wo ich ihn angebrüllt hatte, hatte Jason kein Wort geredet, war uns einfach hinterhergetrottet. Und fortan hatte er mir Leid getan. Ein kleiner, armseliger Junge der einmal in seinem Leben die Chance hatte, etwas zu sein. Schweigend leerte ich meine Bierflasche und sah zu, wie der letzte Sonnenstrahl am Horizont verschwand.

[Danke. (: Der Zeitsprung ist an der Stelle wohl sehr gut gewählt. Sagen wir einfach, Mia wurde von einem Zombie angegriffen und tödlich verletzt. Emma bleibt aber weiterhin.
Mein 'neuer' Charakter wird seeehr creepy sein, ich' freu mich richtig drauf. *g* Infos zu ihr stehen im ersten Post. (:]

"Weißt du, was merkwürdig ist?"
Vorsichtig setzte ich die Spitze des dreckigen Skalpells an. "Irgendwann tut das gar nicht mehr weh." Ohne jeglichen Widerstand sank das Metall in die Haut. Rosiges Fleisch teilte sich, während ich das Schneidewerkzeug langsam über meinen Arm fahren ließ. "Und du hast dich immer so darüber aufgeregt, was ich hier tue." Der dunkelrote Lebenssaft trat aus der frischen Wunde. Eine Faszination leuchtete in meinen Augen auf. "Siehst du? Ich hab' nicht einmal gezuckt." Lächelnd deutete ich auf meinen Arm, auf dem sich neben dem frischen Einschnitt weitere, hellverfärbte Naben abzeichneten.
Anthonys Blick war so leer und trüb wie immer, seitdem er sich das Hirn weggepustet hatte. Inzwischen war die Hälfte seines einstigen Gesichts von Maden zerfressen. Ein Anblick, der in mir nicht nur absoluten Ekel erregte, sondern auch eine gewisse Art von Interesse. Was steckte wohl unter der fahlen Haut? Wenn ich das Skalpell in seine Brust rammen würde, nur ein wenig damit in ihm herumpuhlte - würde er wohl genauso bluten? Ich hatte ihm versprochen, ihm nach seinen Tod zu folgen. Weil wir doch Freunde sind. Doch ich wollte noch nicht sterben. Ich wollte doch noch ein wenig spielen.
"Weißt du was?" Ich sprang auf, zog den Ärmel des graumelierten Pullovers über meinen Arm und stieß mit meinem Fuß gegen seine Schulter. Anthonys kippte zur Seite. Einige Würmer fielen dabei zu Boden, wanden sich verwirrt auf den schneeweißen Kacheln. Ich zertrat sie mit meinen Springerstiefeln. "Ich hab' keine Lust, länger hierzubleiben. Ich warte schon seit einer Woche auf irgendwas. Und langsam wird mir das echt zu blöd." Ich griff nach meinem schwarzen Rucksack, packte das Skalpell ein und nahm dem Jungen dann die Pistole ab. "Ich geh' los. Du hast mir nichts mehr zu sagen. Du bist tot. Ganz genau." Unzufrieden schulterte ich die Tasche, befestige die Waffe umständlich am Nietengürtel. Heiße Tränen rannen mir über die Wangen. "Du bist tot, Arschloch." Verdammter Mist nochmal. "Mach's gut, Anthony."
Schnellen Schrittes verließ ich das Frauenklo der einst so sehr besuchten Mall. Ich drehte mich nicht um, als sich die Türe hinter mir schloss. Abschiede waren schrecklich. Selbst, wenn man einen Toten verließ.
Verunsichert sah ich mich in der riesigen Halle um. All die Geschäfte, die Wege waren mir so fremd. Ich war nicht gerne hier gewesen. Zumindest soweit ich mich erinnern konnte. Ich schloss die Augen und lauschte. Und hörte Stimmen. Sie waren leise und klangen so weit weg. Vielleicht waren sie auch einfach nur in meinem Kopf. Egal. Irgendwo musste jemand einfach sein.

ALICE
Nach mehr als vier Bier war ich betrunken. Die leere Flasche rollte davon. Von der Schönheit des Sonnenuntergangs über dieser verfluchten, kaputten Welt war kein Tropfen mehr übrig. Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite. Die Bilder von vorhin blitzten in meinem Kopf auf. Irgendwie waren sie schwarz-weiß.

Die Stimmen, Schreie wie ein Echo. Emma's Kreischen. "Nein, Mia! Mia, nein!" Ich konnte sogar hören, wie ihre Tränen auf dem Fußboden aufkamen. Und das grausame, laute Knacken von Mias Knochen. Die Biester hatten sie verflucht nochmal erwischt. Ich hatte sie nicht gekannt. So war das Leben. Aber für Emma tat es mir Leid, Himmel, sie tat mir so unendlich Leid. Mia war weggekrochen, ich hatte sie hinter einer Ecke verschwinden sehen, eine Blutspur hinter sich herziehend (als wäre das auf dem verdreckten Boden aufgefallen), während ich Emma, auf meinem Arm, die Augen zuhielt. Und sang. Ich hatte nichts tun können. Nur zusehen. Jason hatte geschossen, zu spät. Somewhere..., hatte ich geflüstert, die Stimme brüchig, mein Unterkiefer hatte gezittert vor Angst, wie meine Hände und Beine. Somewhere over the rainbow.

Das Kind lag zusammengerollt unter Jasons Jacke. Ich sah ihn an, er lag neben ihr, denn er war derjenige von uns, der sie am besten beschützen konnte. Ich konnte es nicht mehr. je länger ich ihn ansah, desto mehr hasste ich ihn, und ich wusste nicht warum.
Schwankend stand ich auf, alles drehte sich. ich erkannte kaum etwas. War es die Dunkelheit? Oder die Tränen? "Leute", murmelte ich, "wisssst ihr wasss? Ihr seid doch alle kr-rank. Wie konnt'.. ihr sie nur entkommen lassen, hm? Die Mia, die mein' ich. H-hätten ihr ihre verfluchten...ehm...Glieder...Glieeedmaßen doch einfach wieder ankleb'n könn'..." Ich lachte bitter auf. "So voll ganz easy." Ich spürte die niedrige Mauer, die das Dach eingrenzte, den Rand. Ich wollte springen. Ich konnte es sogar tun. Jetzt sofort und für immer.

Stattdessen erbrach ich mich.

Es war nicht schwer die Türe zu finden, die ins Freie führte. Nicht etwa mitten auf die Straße, wo all die hungrigen Monster lauerten, sondern nach oben, auf's Dach. Die Freiheit rief. Im Form von dem Würgen einer Person. Ich hielt eine ganze Weile inne. Anthony, ist das richtig? Doch Anthony antwortete nicht. Ich konnte mich nicht einmal an seine Stimme erinnern. Seine beschissene Stimme, die mich in den Schlaf gesungen hatte, wenn es zwischen Mutter und ihrem Freund wieder Ärger gab. Wenn sie schrie, während er ihre Kleider vom Leib riss und sich nahm, was er wollte. Warum haben wir nichts getan? Warum hast du nichts getan, als er mir das angetan hat? Ich hasse dich. Und sowas nennt sich also Freund.
Dann schloss ich die Augen und riss die Tür auf.

JASON

Ich fühlte Emmas warmes Händchen, ihren ruhigen Atem.
Meine Tränen trockneten und der Schlaf holte mich erneut.

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ALICE

Ich hörte auf, als keine Tränen mehr kamen. Ich spürte
meine Pistole in meinem Hosenbund. Ich ging zurück,
kickte die Flaschen weg. Taumelte ein wenig und als die
Tür aufging kam ein Mädchen herein. Ich hoffte, dass es
Mia war. Es war aber nicht Mia. Ich lächelte. Um mich
herum wurde es dunkler, dunkler als die Nacht. Das
Mädchen sah so friedlich aus, der Ärmel ihres Pullovers war
mit roten Punkten besprenkelt. Ich sank.

Der Geruch von Leben lag in der Luft. Frische Luft mischte sich mit einer feinen Note abgestandenem Alkohol. Und dann waren da schließlich sie.
Unsicher betrachtete ich die in meinen Augen groteske Szene. Sie waren alle so unterschiedlich. So... menschlich. Und lebendig. Ich wollte näher treten, stolperte über eine der vielen Flaschen und verlor' den Boden unter den Füßen. Die Türe schlug lautstark gegen die Wand. Ich schlug mit dem Kopf dagegen. Schmerz breitete sich in der Prellung aus. Ich ignorierte ihn gekonnt.
Und dann stand sie plötzlich vor mir. Ein kleines, blondes Mädchen, zwei hellblaue Ozeane im Gesicht, die neugierig funkelten. Sie war niedlich. "Du bist doch...", begann sie und überlegte einen Moment. "Du bist doch das Mädchen von früher. Du hast im Haus auf der anderen Seite gewohnt!" Ich zuckte augenblick zusammen. Haus? Hölle, wollte ich sie korrigieren, zuckte aber dann mit den Schultern. "Weiß nicht." Meine Stimme kam mir so seltsam fremd vor. So als passten die Worte nicht zu mir. "Du bist doch Danielle, oder?" Ich schüttelte den Kopf. "Dee. Einfach nur Dee."
Mein Blick richtete sich auf das Mädchen, welches zusammengebrochen war. "Ich glaube ihr geht es nicht so gut.", meinte ich und betrachtete sie mäßig interessiert. Das Kind drehte sich um. "Oh nein, Alice!" In ihrer Stimme schwang Panik mit. Ein merkwürdiges Empfinden. Ich trat näher an das bewusstlose Mädchen, legte den Kopf schief - und dann war da plötzlich diese Szene vor Augen.
Polizeiuniformen. Ein gesichtloser Mann, der am Boden lag. Tumult. Versucht ihn wachzurütteln. Und ich.
Ich kniete mich vor die Fremde, griff ihr an die Schultern und begann sie zu schütteln. "Hey, hörst du mich?"

JASON
Ich träumte von ihr. Wie wir an Sylvester in dem Riesenrad, ganz oben saßen, ich ihre Hand hielt, die ganz kühl gewesen war und ihr Ich liebe dich ins Ohr geflüstert hatte. Ich war so glücklich gewese, wir waren glücklich. "Jason", flüsterte sie, "Jason, rette mich."

Ich schreckte hoch. Die Schwärze der Nacht holte mich, ich keuchte laut auf. "Emma?", murmelte ich. Mein Herzschlag beschleunigte sich. "Emma!" Ich griff nach meiner Waffe, sprang auf und sah mich um, ich schwankte, mein Orientierungssinn war geschwächt. Im schwachen Schein des Mondes erkannte ich ein Mädchen. Sie war mir völlig fremd. "Hey.", sagte ich mit ruhigem Ton, die Waffe direkt auf die gerichtet. "Wer bist du?"

Plötzlich sah ich Emmas goldenen Haarschopf, direkt vor der unbekannten Person. Ich trat näher. Ich hatte furchtbare Angst. Wenn die Gestalt ihr Gesicht zeigen würde, wäre es eines der Biester? Würde ich es überleben? Ich zweifelte nicht daran, dass ich im Notfall direkt vom Dach springen würde. In was für eine Scheiße hatten wir uns da geritten? "Emma", murmelte ich vorsichtig. "Komm bitte her, bitte."

"Wer bist du?"
Sekundenbruchteile hielt ich vollkommen inne. Als ich den warmen Körper des Mädchens in meinen Händen spürte, schreckte ich vollends hoch und stieß dabei fast das blonde Kind um. Sie zuckte verwirrt zusammen und hörte brav auf die mir vollkommen fremde Stimme. Entfernte sich von mir. Und holte mich schließlich gänzlich in die Realität zurück.
Hastig trat ich einen Schritt zur Seite, stolperte dabei fast über meine eigenen Füße. Mein Blick glitt hektisch über das Dach und blieb schließlich bei der Pistole hängen, die ein junger Mann in den Händen hielt - und genau auf mich gerichtet war. Mein Atem stockte. Panik sickerte durch meinen Körper. Lähmte mich. Und schüttelte mich dann.
Zitternd hielt ich meine Hände vor's Gesicht und duckte mich ein Stück. "B-bitte!", stotterte ich, "Bitte tu mir n-nichts!" In mir schwappte eine Angst, die ich nicht einmal beim Anblick einer der Monster empfand. Ich hatte gelernt, dass man vor ihnen einfach flüchten konnte. Das hier war eine ganz andere Sache. "Ich wollte doch nur helfen! Ich bin keiner von ihnen." Salziges Nass rann über meine Wangen, doch das realisierte ich nicht einmal. "Bitte..."

JASON
Verbissen starrte ich sie an, dachte nicht mal, sie eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen.
Ich musterte sie von oben bis unten. "Ich bin keiner von ihnen." Ich schluckte. Die Waffe
in meiner Hand fühlte sich kalt, feucht und schwer an. Stechende Schmerzen pulsierten in
meinem Kopf. Schließlich senkte ich die Waffe, denn ich hielt es nicht mehr aus. Ich spürte
Emmas warmen Atem an meinem Arm. Eine einzige Träne tropfte von meiner Wange direkt vor
meine Füße. Ich kann das nicht mehr, dachte ich und senkte erschöpft den Kopf.

Zitternd trat ich einen weiteren Schritt zurück. Ich hab Angst, schoss es mir durch den Kopf, so Angst.
Als der Junge die Waffe sinken ließ, konnte ich keinerlei Erleichterung spüren. Mit stummer Resignation senkte ich den Kopf. "Es tut mir Leid.", flüsterte ich erneut, "ich wollte nur..." Ich war nicht mehr dazu in der Lage, weiterzusprechen. Meine Knie fühlten sich so unendlich schwach an. Vorsichtig setzte ich mich auf den Boden, lehnte mich an das Geländer des Daches und zog meine Knie eng an mich. Ich wollte klein sein. Ganz klein. Einfach nicht mehr da.
"Dee." Die Stimme des kleinen Kindes war nichts weiter als ein schwacher Hauch, doch er brachte mich dazu, kurz aufzusehen. Ihre Augen strahlten eine mir vollkommen fremde Wärme aus, die mich noch mehr verunsicherte. Wimmernd vergrub ich den Kopf in meinen Armen und gab mich schließlich meinen Tränen hin.

JASON
Emma trat hinter mir vor, ging direkt auf das Mädchen zu, dass sie Dee
genannt hatte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, war völlig planlos. Meine
Nerven am Ende. "Wie...du...ihr..." Ich fuhr mir nervös durch's Haar, dann
beschloss ich einfach nichts zu tun, denn Emma setzte sich ganz vorsichtig
neben die Fremde und streichelte ihren Rücken.

Vor meinen Augen drehte sich alles. Ich war so...verwirrt. Ich wusste
nicht mehr, wem ich trauen konnte, was ich tun sollte. Ich ließ mich an der
Wand neben der Tür hinuntergleiten. Meine Augen klappten von ganz allein
zu, ein letztes Mal blitzte vor meinen Augen Victoria's wunderschönes Gesicht
auf.

Die Nähe der Kleinen war so absolut neu für mich, dass ich einen Moment lang inne hielt und nicht wagte, mich zu regen. Erst, als ihre kindliche Stimme an mein Ohr drang, war ich in der Lage aufzusehen und zu verstehen was um mich herum passierte.
"Dee... Was ist passiert?", fragte sie vorsichtig und strich mir sanft über den Rücken. "Wie bist du hierher gekommen?" Ich schluchzte und senkte meinen Blick. Ich weiß es nicht. Da war Anthony, und... wollte ich antworten, doch es ging nicht. Als hätte ich verlernt zu sprechen. So schüttelte ich einfach nur den Kopf und glitt zurück in meine eigene, kleine Welt, in der ich nicht verstehen wollte. In der alles irgendwie in Ordnung war. Es ist okay, hast du immer gesagt, Anthony. Ich biss mir auf die Unterlippe. Es ist okay.

Ist es okay, dass du mich einfach alleine lässt?

Ich wusste nicht, wie lange ich mit Emma einfach dasaß und mich in meinen trüben Gedanken treiben ließ, bis ich wieder Kraft fand und mich langsam aufrichtete. Das blonde Mädchen kam ebenfalls auf die Beine. Sie musterte mich lang, bis etwas in ihren Augen aufblitzte. "Jetzt weiß ich es wieder.", sagte sie und legte den Kopf leicht schief. "Danielle, du... du warst doch Polizistin, oder? Meine Mama hat mir davon erzählt." Ich zuckte zusammen. Ich? Aber... Sie wirkte von ihren Worten vollkommen überzeugt. "Und... Sie meinte immer, dass du ziemlich einsam bist, weil du keinen Papa mehr hast und dich nicht mit dem Freund deiner Mama verstehst." Ich schüttelte heftig den Kopf. "Ich war nicht allein! Da war Anthony, er war jeden Abend bei mir, er hat mir zugehört und mich getröstet und...", entgegnete ich mit dünner Stimme. "Er war da. Immer."

ALICE
Die Geräusche von außen traten gedämpft an mein Ohr, ich wollte die
Augen öffnen, konnte nicht. "Bitte, Daddy, tu' mir nicht weh..."
Es war, als würde ich wieder in das tiefe, schwarze Wasser sinken,
aus dem ich mich mein Leben lang versucht hatte zu befreien.

[Zeitsprung, gleich, oder so? :)) ]

[Ich bastelte mal einen Zeitsprung ein. (:]

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wir saßen zwischen Regalen abgelaufener Lebensmittel und ein paar wenigen Konservendosen und hingen unseren Gedanken nach. Ich hatte in der Süßwarenabteilung ein paar Tafeln Schokolade gefunden, die ich gemeinsam mit Emma teilte. Nachdenklich betrachtete ich das Nahrungsmittel. Wie lange ist es her, seitdem ich etwas gegessen habe? Es kam mir vor wie eine Ewigkeit.
Aber das macht nichts. Die Angst nagte sich bis tief ins Innere meines Herzens, setzte sich fest wie ein hartnäckiger Parasit. Und brachte die Dunkelheit meiner Seele zurück. Es tut nicht weh. Gar nicht weh.

JASON
Mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck schlurfte ich zu den
Anderen und warf ihnen die Lebensmittel zu, die ich erbeutet,
eher gesagt, gefunden hatte. "Das Wasser müsst ihr euch gut
einteilen.", murmelte ich schroff und unterstrich das Ganze, in-
dem ich mich wie ein nasser Sack auf den Boden fallen ließ und
begann, ein Glas eingelegter Essiggurken zu leeren. Das grelle
Licht der Supermarktlampen flackerte schwach über uns, es
war nur eine Frage der Zeit, bis sie ganz erlischen würden.

ALICE
Gedankenverloren lief ich die Gänge in dem Supermarkt ab,
nun schon zum vierten Mal. Ich hatte keine Lust auf die Anderen.
Ich hatte aufgehört, die Tage zu zählen. Noch immer in New York
umherstreifend waren wir irgendwie...seelenlos. Wir schwiegen
oft. Hingen meist unseren eigenen Träumen hinterher, uns war
tief in unserem Inneren nicht viel mehr als ein Fünkchen
Hoffnung geblieben.

Ich blieb vor einem Regal mit allerlei Keksen und Gummibärchen
stehen. Alle abgelaufen. Ich betrachtete die bunten Logos und
Namen, die mir alle bekannt vorkamen, die ich als Kind immer
geliebt hatte. Still weinte ich vor mich hin.

Kurz vor Kasse 2 sah ich in die dunklen, blutunterlaufenen
Augen eines der Biester. Es stand einfach nur da, grässlich
wie es war. Die Haare der Frau waren fast komplett ausgerissen,
die Gesichtszüge nur noch zu erahnen. Aus ihrer Hüfte ragte
ein großes Jagdmesser. Ich schmunzelte und hob meine Pistole.
"Anfänger."

Als der Schuss ertönte, zuckte ich erschrocken zusammen. Ich hasse dieses Geräusch, dachte ich fröstelnd.
Nachdem ich mir ein weiteres Stück Schokolade in den Mund geschoben hatte und genüsslich auf der süßen Masse kaute, warf ich Jason einen verstohlenen Blick zu. Er wirkte... leer. So als hätte man ihn nahezu ausgesaugt, seine Gefühle geraubt und die gebrochene Hülle zurückgelassen. Tat er mir Leid? Ich war nicht in der Lage darüber zu urteilen. Vielleicht war ich ja letztlich genauso wie er. Nein. Ich soll mir nichts vormachen. Ich bin genauso wie er. Und dann fiel mir etwas ein.
Ich stand auf. Meine Beine fühlten sich taub an. Ich sollte mich eindeutig mehr bewegen. Hab' keine Lust. Emma sah zu mir auf. Kein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. "Ich... ich geh' mal auf die Toilette.", murmelte ich, schulterte meinen Rucksack und verschwand in Richtung Mitarbeitertoiletten.

Die winzige Kabine war sauber. Ich hielt es nicht einmal für nötig abzuschließen. Stattdessen ließ ich die Tür offen, warf meine Tasche auf den Boden und begann in ihr zu wühlen. Als ich das silberne Schneidewerkzeug fand, musste ich fast unmerklich schmunzeln. Ob der Zauber noch wirkt?
Er wirkte. Dunkelrotes Blut rann über meinen Arm und tropfte lautlos zu Boden. Ich lächelte matt. Der Schnitt war tiefer als sonst. Er legte weiches Fettgewebe frei.
"Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte.", flüsterte ich. "Vielleicht war es besser, Anthony. Vielleicht."
Erschöpft lehnte ich mich gegen die Kabinenwand und schloss die Augen.
Doch schlafen konnte ich nicht.
Mein Arm schmerzte.

JASON
Alice kehrte, ohne ein Wort über die Lippen zu bringen,
zu uns zurück, in ihrem Hosenbund blitzte kurz ihre Pistole auf.
Sie musste noch warm sein. Sie setzte sich neben Emma,
die gerade grübelnd über einer Tafel Schokolade vor
sich hin summte. Ich sah mich um. Wo ist Dee?,
schoss es mir durch den Kopf und erinnerte mich daran,
wie ich sie zur Toilette hab gehen sehen. Sie war schon
viel zu lange weg. Unsicher stand ich auf, die Anderen
sahen noch nicht einmal auf.

Ich öffnete die Tür zum Bad einen Spalt weit, geräusch-
los. Dann spähte ich hinein. Eine der Kabinen stand offen,
Dees kurzer Haarschopf war dahinter zu erkennen. "Dee?",
murmelte ich und ging auf sie zu. "Ist alles okay bei dir? Du..."
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ihr blasser Arm wurde
von einem Netz aus Blutfäden überzogen, in ihrer Hand
schimmerte ein silbernes Messer. Ich schnappte nach Luft.
"D-Dee..." Ich wich zurück. Auf einmal war ich so...
angeekelt. Ich war sprachlos, mein Herz setzte aus.
Geschockt stolperte ich rückwärts aus der Kabine, sah
das Mädchen mit weit aufgerissenen Augen an.
Bevor die Tränen mir die Sicht nahmen, stürmte ich aus
dem Supermarkt, direkt auf die Straße, wo die Sonne
gerade über New York aufging. Ein leichter Nebelschleier
hing noch in den Straßen, es war kühl.
"Ihr seid doch alle krank!", schrie ich laut. "Ihr seid so
krank. So krank!" Meine Beine zitterten. "Warum tut
jemand so etwas? Warum?!" Meine Schreie schienen vom
Nebel verschluckt zu werden.

Plötzlich stand Victoria neben mir. Ihr blondes, langes Haar
umrahmte ihr zartes Gesicht und sie lächelte mich an.

"Aber Jason", flüsterte sie mir leise in mein Ohr, "es ist okay."